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Am Fusse des Nevado del Ruiz

  • Nadine
  • 21. Nov. 2019
  • 8 Min. Lesezeit

Die Strecke von Jardin nach Manizales stellt sich als weiter heraus als gedacht. Eigentlich haben wir uns geschworen, nicht nach Einbruch der Dunkelheit zu fahren. Leider sind wir ca. eine Stunde zu spät dran, denn Magdalena, die Besitzerin der Trucheria hat uns noch zum Zmittag eingeladen, was wir natürlich schlecht ablehnen konnten. Nach herzlichen Umarmungen treten wir dann die Weiterfahrt in Richtung Nevado del Ruiz, nahe Manizales an. Ca. 50 Minuten müssen wir in die Nacht hineinfahren, die vielen Strassenschilder, die uns vor der Überquerung von exotischen Tieren warnen tragen zudem zu unserer Unruhe bei… Schliesslich finden wir einen privaten Parkplatz und nachdem ich dem Besitzer erkläre, dass uns 8 Franken für die Übernachtung zu teuer seien, schliesslich verbringen wir ja nur ein paar Stunden hier, lässt er uns tatsächlich gratis auf seinem Gelände übernachten. Die Nacht ist frisch und erledigt von den Strapazen der Fahrt, schlafen wir sofort ein.

Am nächsten Tag wollen wir die nahe gelegenen heissen Quellen besuchen. Google Maps hat sich bereits mehrmals als unbrauchbar in Kolumbien herausgestellt, trotzdem vertrauen wir ihm ein letztes Mal. Dies stellt sich nach knapp 8 Kilometern über eine unasphaltierte Holperpiste als Fehler heraus. Schliesslich kehren wir um, denn wir wollen Hektor nicht an seine Grenzen bringen.

Der lange Weg über eine steile, kurvige Strasse macht einen Umweg von ca. 30 Kilometern aus, ist aber deutlich angenehmer als die vorherige Holperpiste. Schliesslich gelangen wir an ein Schild, dass uns den Nationalpark in Form eines Brillenbäres ankündigt. Bären? Hier? Weitere Schilder zeigen Pumas und Bergtapire und unsere Hoffnung auf einen interessanten Ausflug steigt. Von knapp 2’500 auf 3'900 Meter kämpft sich unser Hektor langsam (seeehr langsam) auf den Berg hinauf, Richtung Vulkan. Die Aussicht von hier oben über das Paramo, die Fraijoles, eine Sukulenten-Art, die nur knapp 1 cm im Jahr wächst, ist einfach atemberaubend schön. Das Wetter könnte angenehmer nicht sein und so macht es uns auch nichts aus, dass wir nur mit durchschnittlich 15 km/h die steile Piste bewältigen können.

Schliesslich gelangen wir nach einigen Stops tatsächlich an das Eingangstor zum Nevado del Ruiz, einem aktiven Vulkan. Leider ist es heute Sonntag und die Schlange, die sich vor uns eröffnet, wirkt zu lange, zudem beginnt es gerade zu hageln, was unsere Hoffnung, einen Blick auf die Rauchwolken des aktiven Vulkans zu erhaschen deutlich schmälert. Wir wollen morgen noch einmal wiederkommen. Stattdessen versuchen wir heute, zu einem ioverlander-Plätzchen auf 4000 Metern Höhe zu gelangen. Wir fahren vorbei an Mondlandschaften, Wasserfällen und Flüsschen, an deren Farben man bereits die vulkanische Aktivität im Untergrund erkennen kann. Leider endet hier die Strasse für uns, denn die Schlammpiste vor uns, sowie der ungläubige Blick eines entgegenkommenden Jeep-Fahrers verraten uns, dass die Strasse hier nicht mehr besser wird. Die Enttäuschung ist riesengross, zumal uns das ioverlander-Plätzchen einen uneingeschränkten Blick auf den Vulkan sowie pure Einsamkeit und natürliche heisse Quellen versprochen hat… Frustriert treten wir den Rückweg an und finden tatsächlich, gut 1000 Höhenmeter weiter unten, einen kleinen Campingplatz mit drei Pools, die aus einem thermalen Flüsschen gespiesen werden. Wir unternehmen stattdessen also einen Spa-Tag, zum Wandern sind wir noch immer zu müde und weder unsere noch immer nassen Wanderschuhe noch unsere geschundenen blatrigen Füsse lassen grössere Ausflüge zu. Die Hunde scheinen uns auch nicht böse zu sein und so erholen wir uns von den Anstrengungen der vorangehenden Tage in den warmen Bädern, unterhalten uns mit dem Campingplatzbesitzer, der uns ebenfalls von einem Ausflug zum nahegelegenen la Gruta Wassefall abrät (vor einigen Monaten ist hier eine Schulklasse von 11 Kindern von einem Felssturz erschlagen worden) und einigen weiteren Einheimischen, die uns Tipps geben für unsere weitere Reise.

Wir verbringen eine ruhige, frische Nacht von der wir uns am nächsten Morgen noch einmal in den heissen Quellen aufwärmen müssen, bevor wir uns erneut aufmachen zum Nevado del Ruiz. Diesmal legen wir einen kurzen Stopp an der sogenannten «Laguna Negra» ein, der See kann uns jedoch nicht sonderlich beeindrucken. Gegen 11:00 kommen wir dann erneut beim Eingangstor zum Nationalpark an, das Wetter sieht vielversprechend aus. Hier warten nur drei weitere Fahrzeuge auf den Einlass, ein Schild, das jedoch auf das Verbot zur Einfuhr von Haustieren hinweist, macht mich ein wenig stutzig, wir beschliessen jedoch auf «naive Touristen» zu machen und lassen die Hunde im Auto.

Der Eintritt in den Nationalpark ist aufgrund der Evakuationsbestimmung nur mit eigenem Fahrzeug möglich und wir hoffen, dass keiner der Wächter so genau hinsieht. Schliesslich bezahlen wir den horrenden Preis von 25 Franken pro Person für die knapp 5 Kilometer zum Aussichtspunkt, erhalten unser Armbändli und fahren durch das Tor hinein. Wir können uns ein Schmunzeln kaum verkneifen, unsere Freude währt jedoch nicht lange, denn anscheinend haben wir eine Information überlesen, und zwar, dass wir von einem Guide begleitet werden. Als sich die nette Frau in unser Auto setzt und hinten unsere Hunde sieht ist der Spass auch schnell vorbei. Verdammt, dabei waren wir doch so nah dran! Die Parkwächter sind über unser Verhalten sichtlich nicht glücklich, sie geben uns unser Geld zurück, wir dürfen jedoch noch den Infofilm über den Park anschauen, immerhin. Wir warten noch gut eine weitere Stunde, ob vielleicht noch mehr Touristen kommen, bei denen wir mitfahren dürften, es kommt jedoch keiner. Da uns die Parkwächter auch nicht mehr sonderlich nett gestimmt zu sein scheinen, beschliessen wir letztendlich, die Rückfahrt in Angriff zu nehmen. Schade wars, aber versuchen kann man’s ja… Wir fahren nun wieder einige Höhenmeter herunter und möchten uns in der Nähe der Laguna Negra ein Schlafplätzli suchen, als uns zwei Töfffahrer, welche ebenfalls durch Südamerika reisen ansprechen.

Ihre Reise scheint ist schon bald zu Ende, jedoch waren sie vor zwei Stunden auf knapp 4000 Meter und konnten den rauchenden Vulkan sehen. Genau dieses Plätzli wollten wir gestern erreichen!!! Die Strasse scheint gemäss ihrer Beschreibung besser zu sein. Wir bedanken uns bei dem netten Pärli und packen unsere Sachen für die weiterfahrt in die Höhe!! Hoffentlich ist es das letzte Mal wo wir umesüscht die steilen Pisten fahren. Der Weg scheint auf den ersten Blick tatsächlich etwas trockener zu sein und unser Hektor schafft den Weg, trotz zwei, drei ziemlich grenzwertigen, mit viel Schwung holenden und sehr holprigen Matschdurchfahrten tatsächlich bis nach oben (Nadine musste jeweils bei den schlimmen Passagen aussteigen…)! Auf endlich 4000 Meter über Meer finden wir ein super Örtli neben einer Scheune, einer Milchsammelstelle und nach einer viertel Stunde erhaschen wir wirklich einen ersten Blick auf den Nevado del Ruiz mit seiner Asche -und Dampfwolke!

Als wir unseren Hektor für die zu erwarten sehr kalte Nacht parat machen, kommen so ziemlich aus dem Nichts zwei Engländer mit eher behelfsmässiger Wanderausrüstung zu unserem Bus. Sie möchten die heissen Quellen besichtigen und suchen noch einen Platz zum Übernachten, wir bieten ihnen natürlich unser Zelt an, doch nach 5 Minuten sind sie wieder weg und auf dem Weg zu den heissen Quellen. Nach etwa zwei Stunden Essen wir mit den besagten zwei zusammen Znacht im Hektor und tauschen unsere gemachten Erfahrungen in Südamerika aus. Sie haben zum Glück ein Plätzchen weiter unten bei einer Familie in einem Haus gefunden und werden dort die Nacht verbringen. Gerade als wir unsere (leider verkochten) Spaghetti herunter geschluckt haben sehen wir im Dunkeln zwei Töffli heranfahren, welche dann tatsächlich an unserem Bus klopfen. Leider fehlt dem einen Hinterpneu Luft, und der arme Kolumbianer ist den halben Weg mit einem Platten hochgefahren. Natürlich versuchen wir mit vereinten Kräften (zwei Engländer und zwei Schweizer) dem Kolumbianer zu helfen, können den Pneu aber weder mit Kompressor noch mit angezündetem Bremsreiniger wieder befüllen. Letztendlich schrauben die beiden Kolumbianer das lädierte Rad mithilfe unserem Werkzeug ab und machen sich nach einem warmen Tee von Nadine mit dem noch intakten Töff und dem Rad unter dem Arm auf die Weiterreise, den Töff lassen sie hier stehen und möchten morgen wieder (mit einem geflickten Rad) nochmals kommen. Mit kalten Händen verabschieden wir uns auch von den zwei Engländer und müssen über die grad passierte Situation schmunzeln. So etwas passiert doch nur hier in Kolumbien!! Nach ein paar Versuchen, den Vulkan in der Nacht auf die Handylinse zu bekommen fallen wir müde und erschöpft ins Bett!

Die Nacht war seehr kalt und nach mehreren Standheizungsdurchläufen wachen wir noch vor dem Sonnenuntergang mit -1°C im Bus auf! Geschlafen haben wir aber mit den mehreren Decken nicht schlecht, trotzdem möchten wir den Nevado del Ruiz mit seiner Aschewolke in der aufgehenden Sonne aufs Bild kriegen. Während Nadine ihre Kopfschmerzen mit Koka-Tee versucht zu besänftigen steige ich noch vor den ersten Sonnenstrahlen auf den nächstgelegenen Hügel und kann super Fotos von dem Vulkan machen! Einfach eine super Aussicht von hier oben und ich bereue keine Sekunde die Strapazen, welche ich für den Aufstieg hatte!!

Wir spüren die Höhe merklich, ich komme viel schneller aus dem Schnauf und Nadine hat mit Kopfschmerzen zu kämpfen, was so weit geht, dass sie sich entscheidet im Bus zu bleiben, während ich morgens die tiefergelegenen Thermalquellen besichtige. Nach dem Aufstieg für die Vulkanfotos mache ich mich mit Sack und Pack (und Badhose =)) auf den Abstieg zu den Thermalquellen. Nach 40 Minuten dampft es tatsächlich verdächtig aus dem Bächli nebenan und ich bin wenig später ÜBERWÄLTIGT von den vielen intensiven Farben des Baches, welche sich von gelb, blau bis grün, in dieser Reihenfolge verändern!!! Neben der optischen Aktivität des Vulkanes kann ich nun auch seine Wärme wahrnehmen und nehme das verdiente Bädli im heissen Bach!

Nach weiterem Bestaunen, vielen Fotos mit Handy und Drohne mache ich mich nur ungern auf den Aufstieg zurück zum Bus auf. Mehrmals muss ich längere Pausen machen, nicht gewohnt bin ich mir die dünne Luft. Verschwitzt oben angekommen, erklärt mir Nadine, dass die beiden Engländer mit uns den Abstieg wagen und wir sie gerne mit nach unten fahren. Während wir unseren Bus parat machen und auf die beiden Mitfahrer warten schauen wir gespannt dem Treiben der Bauern zu, welche direkt neben uns ihre Milch, abgepackt in Milchkannen mit ihren Nutztieren abgeben. Baff sind wir, als wir zwei Jugendlichen Mädchen zusehen, wie sie ihre Pferde, sowie zwei weitere Esel im Griff haben und wieder den Berg hinunterjagen. Hier ist das Leben eben doch noch ein wenig Härter!

Unsere beiden Töfflikollegen von gestern haben sich bisher nicht gezeigt und das einrädige Töffli lassen wir bei der Scheune stehen. In der Nähe der Scheune sehen wir noch einige Bauarbeiter welche Bohrkerne aus dem Boden holen. Nach kurzer Nachfrage bestätigt sich unsere Annahme, dass es sich hier um Geologische Untersuchungen handelt, um die Aktivität des Vulkanes zu beurteilen! Auch bestätigen die Arbeiter, dass die Rauchwolke heute eine besonders dunkle Farbe aufweist. Die Unterschiede sind auch auf unseren Fotos ersichtlich. Dies komme jedoch nur selten vor =/... Mit gemischten gefühlen setzen wir uns wieder in den Bus und fahren weiter. Die Talfahrt mit unseren zwei neugewonnenen Kollegen gestaltet sich wieder sehr rumplig, doch kommen wir heil wieder am Resti an der Laguna Negra an. Naja ganz heil dann doch nicht, denn beim Einbiegen in den Parkplatz reisst das Rad vom Bus im vollen Einschlag (begleitet mit scheusslichen Rumpel und Schleifgeräuschen) den gesamten Unterbodenschutz des Motors ab!!! Irgendwie können wir uns nicht böse sein, die erlebten paar Tage entschädigen den funktionsunwichtigen Schaden. Wir packen den ganzen Unterbodenschutz in den Bus und bringen die beiden Engländer in die nächstgelegene Stadt Manizales, wo sie den Bus nach Medellin nehmen möchten.

Wir fahren weiter und kommen nach einem kurzen Zmittag im Städtli Santa Rosa Cabal an, wo wir ganz unspektakulär auf einem Hotelparkplatz übernachten und sogar unsere Wäsche machen LASSEN!

Nachdem wir am nächsten Morgen unsere Wäsche abholen können, fahren wir wieder ins Städtli und möchten zuerst einmal unseren Bus waschen, die Schlammfahrten haben auch optisch ihre Spuren hinterlassen. Hier in Kolumbien ziemlich einfach, denn überall findet man die Lavadores bei denen man sein Auto waschen lassen kann. Juan der tätowierte und sehr sympathische Besitzer der Wäscherei erklärt uns auf gutem Englisch, dass er mehrere Jahre in Florida gelebt hat und nun wieder in Kolumbien ist und diese Wäscherei führt. Wir nutzen die Gelegenheit und zeigen ihm die Überreste des Unterbodenschutzes woraufhin er seinen Kollegen ruft um sich das ganze mal anzuschauen. Tatsächlich meint sein Kollege auf Spanisch, dass das Teil noch zu retten wäre, er aber den ganzen Tag daran arbeiten müsse. Wir überlegen nicht lange und lassen den Bus bei Juan stehen, in der Hoffnung, dass er zum Einen sauber, aber auch wieder geflickt ist.

Wir nutzen die Zeit um uns im Städtli umzusehen, Käffelen und ein wenig Kleider einzukaufen. Den Nachmittag verbringen wir mit Blogschreiben beim Bus und können diesen gegen den späteren Nachmittag tatsächlich super sauber und technisch wieder fit entgegennehmen. So einfach haben wir es uns nicht vorgestellt!! Wir fackeln nicht lange und fahren nach dem bezahlen (die Reparatur war super günstig!!) weiter nach Valle de Cocora, wo uns der Tag wieder einmal zu kurz wird und wir einmal mehr in die Dämmerung / Nacht fahren müssen. Beim zweiten Anlauf finden wir dann tatsächlich auch ein Plätzchen auf einem Campingplatz und gehen früh ins Bett. Morgen werden wir bei Tageslicht dann die bekannten Wachspalmen sehen. Wir sind gespannt!!!

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