Chefchaouen – Die blaue Altstadt und seine sehr gelassenen Einwohner
- Nadine
- 12. März 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug. 2019
Früh morgens machen wir uns auf, der Weg nach Chefchaouen ist ziemlich lang. Wie immer ist die Natur, an der wir uns durch die engen Berggässli vorbeischlängeln wunderschön und grün. Einmal halten wir an einem pechschwarzen Fluss, von dem wir glauben, dass er durch Industrie verdreckt ist, denn am Ufer wächst kein Pflänzchen.

Wir dürfen vor einer Herberge gratis parkieren, unter der Voraussetzung, dass wir hier Znacht essen, was wir gerne tun und kein bisschen bereuen (das Essen war mit das Beste, was wir in Marokko bekommen haben). Wir sind auch froh, dass der Kamin an ist, denn die Nächte sind schon ziemlich kalt geworden (zwischen 4 und 7 Grad). Strom dürfen wir ebenfalls gratis benutzen und sind froh um unser Heizöfeli in der Nacht. Da sich die Herberge am Fluss befindet, versuchen wir natürlich noch das Chamäleon zu finden (finden es aber natürlich wieder nicht), bevor wir ins Bett gehen.
Am nächsten Tag verpassen wir in Chefchaouen versehentlich die Abzweigung zum Parkplatz und nach einem Kehrmanöver, das unserer Meinung nach überhaupt nicht gefährlich war, werden wir tatsächlich von der Polizei angehalten. 40.- Busse müssen wir bezahlen und verstehen selbst nicht genau wieso. Wir ärgern uns aber nicht lange und finden schliesslich den Parkplatz, den wir für die Nacht ausgesucht haben, direkt am Rand der Altstadt. Den älteren und sehr keinen Berber, dem der Parkplatz gehört verstehen wir zwar nicht so gut, wir bezahlen aber wie die zwei anderen Camper auch, die umgerechnet 5.- für die Nacht. Mehrmals versucht er während unseres Aufenthaltes, ein paar seiner Hühner gegen einen unserer Hunde zu tauschen.
Los geht’s, die Altstadt erkunden, in der wir uns ein bisschen wie im Europapark fühlen. Alles ist schön verziert, grüne Pflanzen wachsen hier und da, ein Bächlein schlängelt sich durch die Stadt und natürlich ist alles in dem für Chefchaouen so typischen Blau getüncht. Wir verlieben uns auf Anhieb in das verwinkelte kleine Städtchen. Die Händler, die hier überall sitzen, stehen und gehen sind überhaupt nicht aufdringlich und wir können in aller Ruhe die Gassen erkunden. Auf einmal werden wir doch angesprochen und ein Mann fragt uns, ob wir gerne die Farm sehen wollen. Erst sind wir nicht sicher ob wir ihn richtig verstanden haben und was das für eine Farm sein soll, Tiere oder Obst vielleicht? Als uns ein anderer Mann «Haschisch» ins Ohr flüstert verstehen wir worum es geht und das Trommeln der Finnen, welche neben uns geparkt haben macht nun auch etwas mehr Sinn für uns. Ja, in Chefchaouen kann man eine Hanf-Plantage besichtigen. Zwar ist in ganz Marokko der Besitz, Vertrieb, Konsum und Anbau von Hasch illegal, das Rif-Gebirge und die umliegenden Gebiete sind aber bekannt für ihren Hanfanbau. Wir verzichten natürlich auf die Tour und auch auf das Hasch, wundern uns aber ein wenig über die hohe Busse für unser harmloses Kehrmanöver während das ganze Städtchen Drogen nimmt.
Als wir gerade in eine kleine Gasse biegen hält uns ein kleines Mädchen auf, sie bietet an, ein Foto von uns zu machen und die kleine Hobby-Fotografin freut sich riesig, als wir ja sagen.
Es ist Freitag, also muslimischer Ruhetag, was den Aufenthalt in der Altstadt noch angenehmer macht. Wir kaufen ein paar Kleinigkeiten, essen eine Tajine und als wir zum Bus zurückkehren fährt gerade ein finnisches Pärchen ebenfalls auf unseren Parkplatz, die anderen Camper sind bereits weg. Am Abend kommen noch die Schafe zum Weiden und der ältere Parkwächter treibt seine Hühner in den Stall (immer mit dem "Lüchzgi" um den Hals und der Hasch-Pfeife in der Hand), die Kinder spielen Fussball und die Finnen beginnen zu trommeln (und hören auch ziemlich lange nicht mehr auf). Wir wundern uns ein wenig, wie man nur so viel Spass an einem Instrument haben kann, dass eigentlich ja nur einen einzigen Ton von sich gibt, finden es aber gar nicht störend, es passt zu der lebendigen Atmosphäre, die in der Stadt herrscht.
Abends wollen wir in der Stadt essen. Chefchaouen heisst in der Berbersprache übrigen so in etwa «zwei Spitzen», da die Stadt an zwei Berge angrenzt und in den Hang gebaut ist. Das bedeutet viel Treppensteigen und unsere Füsse sind nach vielen Stunden und den unzähligen Eindrücken schon ziemlich müde. Wir finden weit und breit kein Restaurant, nur spielende Kinder und Katzen und wir sehen wohl etwas verloren aus, denn schon kommt ein Jugendlicher und fragt uns, ob er uns den Weg zeigen kann. Er erklärt uns, dass alle Restaurants sich hier auf dem gleichen Platz befinden und beschreibt uns den Weg. Einen Tipp für ein gutes Restaurant gibt er uns auch noch und bei dem Resti angekommen merken wir, dass wir da bereits (sehr fein) zu Mittag gegessen haben (also alles richtig gemacht😊). Wir versuchen etwas anderes zu finden und schon wieder werden wir gleich von zwei Männern angesprochen, ob sie uns den Weg zeigen sollen. Wir nehmen das Angebot an und werden zum Schluss wieder gefragt ob wir wirklich kein Gras kaufen wollen. Wir lehnen wieder ab und verbringen einen schönen Abend in einem orientalisch eingerichteten Restaurant. Zwischendurch torkeln ein paar bekiffte Berber in ein paar Stände, hier scheinen irgendwie alle high zu sein. Uns stört es nicht, wir finden es eher amüsant und fühlen uns total sicher, die Atmosphäre ist sehr friedlich (und das liegt nicht nur an der beruhigenden Wirkung der Farb
Auf dem Rückweg werden wir nur noch ein paarmal von an Mauern gelehnten Berbern gefragt, ob wir Gras wollen und auf unserem Parkplatz trommeln die Finnen noch immer, wir fallen müde von dem Auf-und-Ab durch die schönen Gässli ins Bett.
Am nächsten Tag wollen wir gerne ein wenig wandern und ja, wir haben die Chamäleonsuche noch nicht aufgegeben. Wir dürfen noch gratis auf dem nahe gelegenen Campingplatz unser Abwasser entleeren (auch wenn der Besitzer erstmal müde den Kopf auf die Theke legt bevor er uns zum Entleerplatz führt…) und finden einen Parkplatz am Rande des Kiefernwäldchens. Auf der Wanderung kommen uns immer wieder ein paar Offroader mit Männern gefüllt entgegen und wir haben den Verdacht, dass hier eventuell die Hanfplantage irgendwo sein muss. Unterwegs treffen wir auf ein paar Esel, viele Männer mit Haschischpfeiffen und nur 2 andere Touristen. Die Leute sind total freundlich und ein paar Männer fotografieren noch Chewie und halten ein Schwätzchen mit uns. Die Aussicht auf Chefchaouen ist von hier oben wirklich wunderschön.
Später gehen wir nochmals auf Städtchen-Entdeckungstour, kaufen wieder ein paar Kleinigkeiten und auf einmal haben wir es gefunden: das Chamäleon!
Leider war das nicht der Ort, wo wir sie finden wollten, an einem Kräuterstand im Käfig, neben kleinen Schildkröten. Sie sehen allesamt mager und traurig aus und wir bleiben auch nur kurz stehen, bevor wir weitergehen. Der Anblick macht uns wirklich traurig und wir hätten lieber keins gesehen, als es hier zu finden… Wir schlendern weiter und überall gibt es Fruchtsaft-Stände, mit allen Mischungen, die man sich vorstellen kann. Wir wollen gerne Avocado-Orange probieren und der zugedröhnte Ladenbesitzer braucht für die Zubereitung knapp 15 Minuten. Schmeckt aber besser als gedacht😊
Später schlendern wir noch etwas dem kleinen Bächlein entlang, trinken etwas Tee und abends essen wir eine super-feine Tajine im Restaurant Aladin, auf der Dachterasse mit Blick über die hell beleuchtete Stadt und im Hintergrund die Gebetsrufe und orientalischer Gesang. Chefchaouen, für uns ein mega Highlight unserer Marokko-Reise und definitiv ein Must-Do, falls euch das Marokko-Fieber auch erwischt😊
Am Tag unserer Weiterreise gibt es noch ein Selfie mit dem Parkwächter, der uns den Tipp gibt, dass Akchour, ein Nationalpark, der sich in der Nähe befindet, wirklich wunderschön sei und das ist auch unser Ziel für heute.

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