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Der Höllenritt von Lagos

  • Nadine
  • 14. Mai 2019
  • 4 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Aug. 2019

Lagos ist ein herziges kleines Städtchen an der Algarve-Küste. Wir haben ein riesen Glück und finden einen freien Parkplatz für Hektor nur knapp 50 Meter von unserer Unterkunft im Altstädtli entfernt! Etwas doof kommen wir uns schon vor, da wir aus Angst keinen Parkplatz zu finden bereits unsere gefühlt 300 Kilo Gepäck schonmal auf dem Trottoir platziert haben und das erst noch vor der falschen Hausnummer. Mit 4 Chihuahuas und voll beladen finden Mama und ich schliesslich die richtige Haustüre und auch Urs und Kevin haben mittlerweile eine Tiefgarage für das Mietauto gefunden. Die Unterkunft sieht auf den ersten Blick sehr modern und hübsch eingerichtet aus. Der Ablauf der Dusche ist jedoch leider verstopft, was wir bereits nach dem ersten Dusch-Turnus merken, denn draussen hat sich eine riesige Pfütze gebildet, die einfach nicht ablaufen will. Zum Glück hat der vorherige Besucher noch seine gesamten Handtücher in der Waschmaschine vergessen, diese brauchen wir auch gleich um zumindest im Haus eine gröbere Überschwemmung zu vermeiden, während dem Waschgang wird uns jedoch klar, dass wohl auch das Waschmaschinen-Wasser in denselben Abfluss fliesst (oder eben nicht). Egal, wir finden es trotzdem schön hier.

Wir verbringen einen Tag am wunderschönen Strand, der nur gut 10 Minuten Fussweg von unserer Unterkunft entfernt liegt. Hier spielt sich vor unseren Augen ein Drama ab, das wir so noch nie gesehen haben… Als Mama und ich gerade ins Meer hineinspazieren beobachten wir, wie sich eine Möwe gleich oberhalb von uns auf eine Taube stürzt und diese im Meer ertränkt. Was anschliessend geschieht ersparen wir euch lieber. Obwohl Mama so schnell schwimmt wie sie nur kann und wir alles versuchen kommt für die Taube leider jede Hilfe zu spät… Ich wusste jedenfalls noch nicht wie brutal die herzigen Vögel eigentlich sein können…

Später erkunden wir Lagos, shoppen ein wenig in den kleinen Kork-Lädeli, finden die coolsten Flip-Flops von ganz Portugal und geniessen ein gemütliches Z’Nachtessen beim Inder.

Das mit den Kamera-scheuen Delfinen will uns irgendwie nicht so recht loslassen und wir beschliessen, es noch einmal zu versuchen. Obwohl wir recht skeptisch sind bezahlen wir einen erneuten Bootsausflug und hoffen, dass wir diesmal Glück haben. Als wir das Boot namens «Tornado» besteigen und wir die einzigen Fahrgäste auf dem kleinen Böötchen sind finden wir das super und freuen uns, auf unseren privaten GEMÜTLICHEN Bootsausflug zu viert. Auch der Guide an Board scheint recht entspannt und kleidet uns in Schwimmwesten die wohl eher beim Untergehen als beim Nicht-Ertrinken helfen, zumindest sind diese ziemlich schwer. Er erklärt uns auch, dass falls wir Rückenschmerzen verspüren wir uns gerne an den Metall-Griffen festhalten und aufstehen können und falls wir je ein Problem hätten, sollen wir einfach die Hand heben. Warum er dies sagt wird uns erst bewusst, als der «Tornado» den Hafen verlässt und der Kapitän Vollgas gibt. Der gemütliche Bootsausflug gleicht wohl eher einem Höllenritt und die Hand heben während man sich krampfhaft festhält und um sein Überleben bangt soll wohl auch ein schlechter Scherz sein. Zwischen meinen Lachkrämpfen und Mama’s Hilfe-Schreien bringe ich bloss immer wieder die sarkastischen Sätze «Chum mir gönd go Delfin luegä» und «isch doch schön sonäs Boots-Fährtli» hervor, diese sage ich aber wohl eher zu mir selber denn hören tut mich auf dem Highway to hell wohl niemand. Immer wieder frage ich mich, wie lange das Boots wohl dieses Abheben und aufs Wasser knallen noch aushält und ob wir nun endlich die dreissig Kilometer, von denen der Kapitän gesprochen hat endlich geschafft haben. Nicht nur, kann ich nicht auf meine Handy-Uhr schauen, weil ich mich krampfhaft an der vorderen Eisenstange festhalte, auch einen Blick auf die hinter uns liegende Küste ist bei diesem Tempo und dem Auf- und Ab ein Ding der Unmöglichkeit. Wie köstlich sich die zwei Boots-Begleiter wohl hinter uns amüsieren müssen will ich eigentlich gar nicht wissen. Wir haben nun ja wirklich schon viel erlebt, von Bungee-Jumping über Sanddünen, Ultraleicht-Flugzeuge, Kayak-Fahren und Surfen aber einen dermassen hohen Adrenalin-Spiegel hatten wir wohl alle noch nie. Wer’s nicht glaubt, probiert es bitte selber, jede Achterbahn kann einpacken.

Nach einer gefühlten Ewigkeit reduziert der Kapitän das Tempo und tatsächlich, da sind sie. Leicht zittrig stehen wir auf und auf die Frage, wie uns der Trip gefallen habe bringen wir nur ein nervöses Kichern hervor. Der Atlantik ist halt kein Bergseeli. Ca. 30 Delfine schwimmen hier ganz gemütlich umher. Sie kommen nahe ans Boot, tauchen unter uns durch und wir sind fasziniert von diesen tollen Lebewesen! Der Boots-Begleiter erzählt uns viel über die Eigenschaften der Tiere und den vehementen Schutz, der hier in Portugal für die Delfine gilt. Gut 25 Minuten dauert das Spektakel, währenddem wir die Meeressäuger ganz für uns alleine geniessen dürfen.

So schlimm der Hinweg auch war umso sanfter ist die Rückfahrt, da wir mit den Wellen Richtung Küste gleiten können. Leicht schwummrig verlassen wir den Tornado und auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft bemerken wir ein Mittelalterfest mit unzähligen kleinen Ständen, Musik und Tanzshows, wo wir am Abend noch etwas umherspazieren bevor wir beim Italiener zum Z’Nacht einkehren. 4 Tage haben wir insgesamt in Lagos verbracht und wir sind uns alle einig, dass wir es hier in diesem hübschen kleinen Städtli auch noch länger ausgehalten hätten.


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