Dänemark - Sand, Sand und nochmals Sand
- Nadine
- 20. Aug. 2019
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug. 2019
Los geht's, immer Richtung Norden. Unser Ziel ist Dänemark. Begleitet werden wir von unserem gemeinsamen Freund Nico und seinem Land Rover Defender, kurz "Defi". Für unsere erste Übernachtung machen wir bei einem Weingut Halt. Hier werden wir vom ehemaligen Chef persönlich beraten und verbringen einen gemütlichen Abend, ganz alleine, zwischen den Apfelbäumen auf dem riesigen Weingut. Der Wiedereinstieg ins "Vanlife" fällt uns kein bisschen schwer und wir fühlen uns freier denn je und sind bereit für den Norden Europas.

Hektor's neue Pneus sind zwar bestimmt bestens für unser kommendes Abenteuer geeignet (mehr dazu im nächsten Blog - Achtung, grosse Ankündigung!), geschwindigkeitstechnisch halten sich deren Vorteile jedoch in Grenzen. Von unserer ursprünglichen Maximalgeschwindigkeit von knapp 115 km/h sind nun noch etwas über 100 km/h möglich, was unsere Liebe zum schweren Hektor nicht zu schmälern vermag, schliesslich sind wir ja nicht auf der Flucht. Trotzdem zieht sich die Strecke nach Hamburg und das Fahren "hänkt chli ah". Insgesamt sind wir daher 3 Tage unterwegs für eine Strecke von knapp 900 Kilometern. Unser zweiter Schlafplatz ist ein kleiner Campingplatz in der Nähe von Hannover. Hier lebt wohl eine wilde Hasenkolonie, die sich hier sichtlich wohl zu fühlen scheint, ansonsten haut uns der Platz mit den vielen Dauercampern mit Gartnezwergen und Rollrasen nicht direkt aus den Socken.
Während Nico sich am nächsten Tag aufmacht, um Simon am Flughafen in Hamburg abzuholen, besuchen Kevin und ich die Lüneburger Heide. Das Wetter zeigt sich durchzogen, mal Gewitter, mal Regen und dann wieder perfekter Sonnenschein. Aus Angst vor der Nässe machen wir uns in Vollmontur auf den Weg, die Heide zu erkunden. Dass sich sämtliche Wolken nach nur knapp fünf Minuten verziehen haben, hätten wir zwar gerne gewusst, bevor wir unsere Schuhe noch extra sicherheitshalber mit Kerzenwachs "imprägniert" haben, stört uns aber nicht weiter. Milo und Chewie's Gesichtsausdruck verrät wohl, wie schön sie es hier finden und wie glücklich sie sind, wieder "on the road" zu sein. Fröschchen jagen und Blümchen schnuppern, mal wieder richtig Gas geben und neue Wege entdecken, wir sind sicher, das hat ihnen gefehlt.
Wir treffen unsere Freunde wieder in Dänemark, an einem kleinen abgelegenen Strand und Milo ist überglücklich, endlich wieder Sand unter den Pfoten zu spüren! Das bewölkte Wetter kann uns nicht viel anhaben und wir verbringen einen schönen, gemütlichen ersten Abend, während ich das Gefühl habe, schon wieder richtig in unserem alten neuen Leben angekommen zu sein.
Da wir unbedingt noch die Westküste von Dänemark sehen wollen, verbringen wir die Nacht bei einem Bauern, der kurzerhand ein Stück seiner Wiese sowie ein kleines Badezimmern Reisenden zur Verfügung stellt. Simi's Geburtstag steht an, deshalb sind wir bereits um 7 Uhr auf, während Kevin zum nächsten Supermarkt radelt bereite ich den Brunch vor. Es gibt (traditionsgemäss) Buszopf, Muffins und Saft und wir freuen uns, einen weiteren Geburtstag mit unserem Besuch feiern zu dürfen (Für diesen Anlass hat Kevin gerne die gefühlt 2 Kilo Moskitos auf der Radstrecke verschlungen).
Den Tag verbringen wir am nahen See, der fürs Kitesurfen bekannt ist. Wir unternehmen einen schönen Spaziergang, bei dem Kevin und Simi anschliessend tatsächlich noch ins eiskalte Wasser hüpfen. Die Umgebung ist typisch nordisch, kleine rote Häuschen, dicht bewachsene Küstenränder und Nadelwäldchen. Bis auf die permanente Leinenpflicht für die Hunde gefällt uns der Norden bisher recht gut.
Unser nächstes Ziel liegt weiter nördlich, Richtung Schweden. Wir fahren vorbei an einem uralten Leuchtturm, über Brücken, vorbei an Weiden und Sumpfland bis wir endlich an einem unendlich langen Sandstrand in der Nähe des Ortes Klitmoller ankommen. Wir erkunden den Strand, die Jungs (inklusive Milo & Chewie) spielen im Sand (:p) bevor wir uns zum Geburtstagsessen in ein nahe gelegenes Restaurant begeben. Die Aussicht auf den Hafen des Ortes ist unbeschreiblich schön und während wir aufs Essen warten versorgt uns die Bedienung mit Getränken und den dicksten Windjacken, die wir je gesehen haben, währenenddessen wir die untergehende Sonne am wolkenverhangenen dänischen Himmel bestaunen. Bevor wir uns gemütlich auf ein Gläschen in unserem Bus niederlassen, besuchen wir noch die nahegelegenen Bunker aus dem zweiten Weltkrieg, die etwas weiter östlich von unserem Schlafplatz am Strand ins Wasser ragen.
Den nächsten Morgen verbringt Kevin mit unseren zwei Freunden Simi & Nico im nahegelegenen Bunkermuseum, während Nadine die Zeit mit den Hunden verbringt.
Kevin: Uns überrascht die schwere Artillerie, welche hier im zweiten Weltkrieg von den deutschen Truppen installiert wurde. Wir können die Unterkünfte der Soldaten begehen und fühlen uns in die damalige Zeit zurückversetzt. Kaum vorstellbar, wie es hier vor über 60 Jahren ausgesehen haben muss und wir sind froh, unser Leben in der heutigen Zeit führen zu können.
Nach dem Bunkerbesuch fahren wir wieder mit beiden Autos weiter und möchten bei dem Leuchtturm Rubjerg Knude Halt machen. Der Leuchtturm befindet sich inmitten einer Wüste, die an einer steilen Klippe ins Meer mündet. Schon bei der Anfahrt merken wir schnell, dass wir nicht die einzigen sind, die heute einen Besuch hier geplant haben. Eine Tafel erklärt uns, dass dem Leuchtturm schon bald ein Umzug bevorsteht. Damit er nicht ins Wasser stürzt muss er gut 500 Meter Richtung Westen versetzt werden. Wir haben also Glück, dass er an diesem Tag noch an seinem alten Platz steht und man ihn besichtigen kann. Es parken gefühlt hundert weitere Besucher am gross angelegten Parkplatz und wir überlegen hin und her, ob wir wirklich bei dieser Völkerwanderung mitmachen wollen. Wir entschliessen uns schliesslich trotzdem loszumarschieren und werden am Schluss des Weges nicht enttäuscht! Der Leuchtturm befindet sich mitten in Dünen, direkt an der Küste! Uns gefällt der ungewohnte Kontrast zwischen Meer, Wüste und dem Leuchturm, welcher sich gegen den Zerfall aufzustämmen scheint. Leider trüben uns die vielen Besucher und so verweilen wir nur kurze Zeit hier, um (trotz Sand in den Schuhen) wieder weiter zu fahren. Chewie findet den Sand, der ihm wegen des starken Windes immer wieder in die Augen weht alles andere als lässig und ich bereue, mich an diesem stürmischen Tag für ein Kleid entschieden zu haben.
Wir haben aber noch lange nicht genug vom Sand, denn für unser nächstes Übernachtungsplätzli haben wir uns einen befahrbaren Strand ausgesucht. Nach einer kurzen Irrfahrt zwischen Hecken und Wohnhäusern finden wir schliesslich den Weg zum Strand (es wäre so einfach gewesen.......) und können tatsächlich auch mit unserem Hektor darauf fahren. Wir entscheiden uns ein wenig weiter nördlich zu fahren, um ein wenig einsamer zu stehen. Mit viel Schwung schafft es unser Hektor auch im tieferen Sand und wir sind sprachlos angesichts dieses schönen Örtlis! Kurz eingerichtet und dann möchten wir uns doch auch noch von der Geländegängigkeit von Nico's Defi überzeugen und machen eine spontane Strandsafari im Offroader. Wir sind froh, dass wir nicht noch weiter mit unserem Hektor gefahren sind, denn an gewissen Stellen ist der Sand doch ziemlich tief. Zum Glück kein Problem mit dem 4x4 und wir helfen sogar 2 festgefahrenen PKW's, sie wieder aus dem Sand zu ziehen (Merci Nico, dass du sogar ans Abschleppseil gedacht hast haha =)). Den Abend verbringen wir gemütlich mit einem Curry zum Znacht und anschliessendem Kartenspielen.
Mich hauts am nächsten Morgen früh aus den Federn und ich kann wunderschöne Bilder vom Sonnenaufgang machen. Wir machen noch ein paar Drohnenaufnahmen mit dem Defi im Sand und möchten auch von unserem Hektor noch Sandfotos machen, als Nadine doch tatsächlich auch im Sand steckenbleibt. Mit dem Abschleppseil kann uns Nico zum Glück herausziehen, während Simi das ganze mit dem Walki Talki dirigiert. Auf dem Weg zum sicheren Asphalt bleiben wir nochmals im Sand stecken und müssen wiederum vom Defi abgeschleppt werden. Die Jungs finden das Ganze ziemlich amüsant während ich etwas nervös und gleichzeitig resigniert die Augen verdrehe. Beim dritten Mal entscheiden wir, das Abschleppseil gleich dran zu lassen bis wir wieder auf festem Grund sind und ich bin wahnsinnig erleichtert, dass Hektor die Tortur unbeschadet überstanden hat.


An unserem nächsten Stopp dreht sich wiedermal (wer hätte das gedacht) alles um Sand. Im Inlandnorden von Dänemark befindet sich die riesige Sanddüne Rabjerg Mile. Auch diese Attraktion scheint bei den Touristen beliebt zu sein, jedoch verteilen sich die vielen Leute besser und wir können ungestört durch die Dünen spazieren.
Im Anschluss möchten wir noch die Kegelrobben am nördlichsten Punkt Dänemarks besuchen. Hier sollen diese nämlich ihre Kleinen am riesigen Strand grossziehen. Am grossen Parkplatz angelangt haben wir ein Deja-vue welches uns stark an den Leuchturm im Sand erinnert. Auch das Spazieren am Strand zu den vermeindlichen Robben gestaltet sich als Völkerwanderung und leider bekommen wir die Robben am Strand nicht zu Gesicht. Im Wasser jedoch vermuten wir gelegentlich einige Robben aus der Ferne erblickt zu haben, die Enttäusching ist insbesondere bei mir jedoch gross und ich fühle mich an unsere vergebliche Chamäleonsuche zurückerinnert.
Uns geht es hier langsam ähnlich wie den Robben und wir entscheiden uns am Abend für einen Stellplatz auf einem Bauernhof nahe Frederikshavn wo uns am nächsten Morgen die Fähre nach Göteborg Schweden erwartet. Trotz den fehlenden Kegelrobben hat uns Dänemark sehr gut gefallen und wir wären gerne am einen oder anderen Ort länger geblieben. Gespannt warten wir auf eine weitere Fährfahrt und Schweden, das Land der Wälder und tausend Seen.
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