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Ecuadorianische Gastfreundschaft und wie man Schokolade macht

  • Nadine
  • 2. Jan. 2020
  • 4 Min. Lesezeit

Nach längerer Zeit im Inland wollen wir gerne wieder Richtung Küste, ans Meer. Abwärts fällt es Hektor deutlich leichter und wir kommen gut voran, mit jedem Höhenmeter wird jedoch auch die Hitze der Küste mehr spürbar. Schliesslich halten wir bei einem kleinen Wasserfall, der einem ausgewanderten Slowaken gehört. Hier dürfen wir für umgerechnet 1.50 die Nacht verbringen.

Am nächsten Tag führt uns unser Weg weiter Richtung Süden. Über die lange gerade Strasse können wir uns nicht beschweren und kommen schnell voran. In einem grösseren Städtchen erkundigen wir uns nach einer Autoversicherung, an diese haben wir bei unserem Übertritt nach Ecuador nämlich nicht gedacht und bei dem Fahrstil der Einheimischen ist uns das Ganze nun doch nicht so wohl. Vergeblich fragen wir uns durch, Autoversicherungen gibt es hier keine. Schliesslich ziehen wir weiter. An einer Kreuzung werden wir auf einmal von der Polizei angehalten, angeblich haben wir ein Rotlicht überfahren. Die Ampel finden wir zwar nicht, glauben jedoch dem Polizisten da wir kurze Zeit davor tatsächlich von mehreren abzweigenden Autos angehupt wurden. Über das «Bussgeld» diskutieren wir mittlerweilen intensiv, zahlen schliesslich umgerechnet 50 Franken (natürlich versteckt, das kennen wir ja schon) und dürfen schliesslich weiterfahren.

In einem kleinen Dorf in der Nähe der Küstenstadt Guayaquil treffen wir auf Cecilia, eine Ecuadorianerin, die hier eine kleine Finca besitzt, wo wir herzlich aufgenommen werden. Natürlich wird zuerst einmal ein Zmittag für uns vorbereitet. Am Abend lernen wir dann den Rest ihrer Familie beim Znachtessen und Geburtstag feiern (die Freundin von Cecilias Sohn hat Geburtstag) kennen.

Den nächsten Tag haben sie auch bereits für uns verplant und so fahren wir dann zu fünft, Cecilia und ihre zwei Söhne, einer davon Polizist (Santiago beruhigt uns bezüglich der «Busse» fürs Überfahren des Rotlichts, eine "echte" Busse hätte uns das fünffache gekostet. Zudem braucht man in Ecuador keine Versicherung, diese tritt bei der Einreise ins Land automatisch in Kraft), plus unsere zwei Hunde in unserem Hektor ins Dorfzentrum, wo wir zuerst einmal die besten Tortilla Verde von ganz Ecuador frühstücken bevor wir in den dichten Dschungel zur Farm der Familie weiterfahren. Angekommen werden die Macheten herausgeholt und Santiago, der Sohn von Cecilia möchte uns noch erklären, wie wir Schlangenbisse im dichten Dschungel vermeiden. Sein Tipp: Einfach gut auf den Boden schauen. Na vielen Dank auch. Cecilia schneidet uns mit ihrer Machete einen Pfad durch den Dschungel, wir lernen wie man Bananenstauden stutzt, Papayas und Avocados pflückt und welche Farbe die Kakao-Frucht haben sollte, damit man sie ernten kann.

Stolz zeigt uns Santiago seinen kleinen Garten, in dem er auch Zwiebeln anpflanzt und wir sind froh, bisher keiner Schlange begegnet zu sein. Im Anschluss an unser Dschungelabenteuer kehren wir zurück in die Stadt, wo wir getrocknete Kakao-Bohnen und die Zutaten zur Schokoladen-Zubereitung einkaufen. Den ganzen Nachmittag zeigt uns Santiago dann den Schokoladen-Zubereitungsprozess. Die sonnengetrockneten Kakaobohnen werden in einer Pfanne über dem Feuer geröstet bis sie platzen, das Geräusch ist ähnlich wie beim Popcorn machen. Danach werden sie von Hand geschält (darin bin ich sehr effizient). Anschliessend werden die geschälten Bohnen in einer speziellen Mühle zu einem öligen Brei gemahlen. Dieser wird dann in Förmchen gefüllt und stehengelassen, bis er hart ist. Anschliessend lässt sich der Kakao wochenlang im Kühlschrank aufbewahren. Santiago zeigt uns auch sein Schokoladen-Geheimrezept, das ich hier natürlich nicht verraten will, wirklich sehr lecker und Cecilia kocht für uns feine Schoggimilch aus dem übrigen Kakao. der Das Ergebnis: fast ein ganzes Kilo reiner Kakao und 250 Gramm selbstgemachte Schokolade!

Für ihren Aufwand verlangt die Familie von uns übrigens keinen Cent, typisch ecuadorianische Gastfreundschaft, sie freuen sich einfach über den Besuch und unseren Enthusiasmus. Den Abend verbringen wir mit Niko, dem Mann von Cecilia, trinken ein paar Bierli, reden über Ecuador und lernen einige typisch ecuadorianische Schimpfworte von ihm. Natürlich revanchieren wir uns und bringen ihm auch einige Schweizer Schimpfworte bei, eines davon, bei dem es sich um ein bestimmtes Organ eines Schafes handelt, gefällt ihm besonders gut. Es wird gelacht, getrunken und gehofft, dass wir vielleicht bis zum Neujahr bleiben. Niko ist Physiker und erklärt Kevin, warum beim Öffnen einer Bierflasche mit einer anderen umgedrehten Bierflasche (die Bierfans werden verstehen was ich damit meine) immer die untere Flasche aufgeht und nicht die obere. Bis heute verstehen wir den Grund nicht wirklich. Niko erklärt uns auch die ecuadorianische Tradition, bei der zum neuen Jahr eine Puppe aus Stroh angezündet wird. Jede Familie verbrennt hier ihre eigene Puppe. Wir versuchen ihnen zu erklären, dass es in Zürich eine ähnliche Tradition gibt, was das Ganze mit dem Böögg und der Wettervorhersage soll, verstehen die netten Leute jedoch nicht so genau (wir eigentlich ehrlich gesagt auch nicht!).

Wir verbringen drei wunderschöne Tage bei Cecilia und ihrer Familie und als wir schliesslich aufbrechen sind sie alle sichtlich traurig, dass wir sie bereits wieder verlassen. Cecilia schenkt mir zum Abschied unzählige Häkelarbeiten und eine Nadel mit etwas Faden zum Üben. Wir sind wiedermal erstaunt über die offene und herzliche Art der Lateinamerikaner und gehen von diesem Ort mit einem lachenden und einem weinenden Auge.

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