Gottes-Brücke und die Wasserfälle von Akchour
- Nadine
- 15. März 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug. 2019

So, wir haben es nach Akchour geschafft und die Anreise war eigentlich super einfach, wir sind einfach den tausenden Touristen-Büsschen gefolgt, die praktisch genau gleich wie unser Hektor aussehen und deswegen sind wir auch überhaupt nicht aufgefallen.
Wir haben keine Ahnung was los ist aber der Parkplatz ist bereits dermassen überfüllt mit Pfauen, farbigen Ständen und Millionen von Leuten, sogar ein Vogel-Strauss steht hier und der Besitzer bedeutet uns, wir sollen doch unsere Hunde auf den Rücken des ansonsten schon gestressten Tieres setzen, um ein Foto zu schiessen, worauf wir gerne verzichten. Unsere Hunde versuchen wir durch das Gewusel zu tragen, was gar nicht so einfach ist, denn alle bleiben stehen und schauen, sagen "jö" oder versuchen die Hunde anzufassen. Wir schaffen es schliesslich durch ein enges Gässchen, an einem sehr hübschen kleinen Stausee vorbei, den wir im Stress kaum richtig anschauen können, und sind endlich aus dem Getümmel raus. Ein Touristenführer hat uns am Parkplatz gesagt, dass es heute unmöglich sei die Wasserfälle zu bewandern, es hätte einfach zu viele Leute, wir sollen doch zur Gottesbrücke marschieren. Wir biegen also rechts ab und erklimmen einen sehr steilen und engen Weg. Die "Wanderung" ist eigentlich eher eine Klettertour aber immerhin begegnen wir nicht mehr so vielen Leuten, ich frage mich aber trotzdem ab und zu, wie die vermummten Marokkanerin diese Höchstleistung in ihren dicken Kleidern, Kopftüchern und Handschuhen bloss meistern, denn das Wetter ist super aber auch ziemlich warm und der Aufstieg wirklich sehr steil.
Der Weg ist wunderschön und nach gut 1.5 Stunden sehen wir die Gottesbrücke, eine natürliche Felsbrücke, die durch den Flusslauf aus dem Felsen geschliffen worden ist. Eine einmalige Aussicht und wir sind froh, diesen Weg genommen zu haben. Auf der Brücke angekommen werden wir von einem freundlichen einheimischen Café-Besitzer auf Spanisch begrüsst. Schon in Chefchaouen hat die Umgangssprache von Französisch auf Englisch und Spanisch gewechselt, letzteres verstehen wir wirklich kaum. Wir machen eine kurze Lunch-Pause und überlegen, ob wir nicht irgendwie aussenrum doch noch an die Wasserfälle wandern können, denn der Weg scheint hier noch weiter zu führen und wir entscheiden uns schliesslich, es zu versuchen. Wir kommen keine drei Meter weit, schon werden wir von Hermando (so heisst der freundliche Mann) aufgeregt gerufen. Wie gesagt, Spanisch verstehen wir wirklich eher schlecht als recht aber als er von "dos muertos" spricht und auf den Weg vor uns deutet glauben wir, es sei wohl besser umzukehren. Er erzählt uns noch ziemlich viel über das Tal und deutet mal da, mal dorthin, dass wir ihn nicht verstehen ist ihm gleich, er ist ziemlich gesprächig. Wir zeigen ihm das Bild von den Chamäleonen und er nickt mit dem Kopf und deutet Richtung Tal einwärts, soweit wir verstehen ist es aber auch dort unglaublich schwierig die Tiere zu entdecken. Wir danken ihm und hätten gerne etwas bei ihm getrunken oder gegessen, haben aber kein Geld dabei. Auf dem Rückweg müssen sich Milo und Chewie wieder ein paarmal angrapschen lassen, wir finden aber, dass sie sich wirklich super geschlagen haben und vor allem auf Chewie sind wir stolz, denn wir mussten ihn nicht einmal tragen.
Wir übernachten auf einem nahe gelegenen Campingplatz (oder zumindest war er auf unserer App als solcher gekennzeichnet), denn im Naturschutzgebiet ist dies nicht erlaubt und gemäss Schild läuft man hier Gefahr, dass man in Brand gesteckt wird:)
Wir wollen am nächsten Tag die ersten sein und stehen bereits um 7:00 bereit am VERSCHLOSSENEN Tor des "Campingplatzes". Weit und breit ist kein Mensch zu sehen oder zu hören, unser Internetguthaben ist auch alle (darum erst jetzt die neuen Blog-Beiträge) und wir können nicht mal eine Nummer googlen. Wir versuchen es locker zu nehmen und zählen die Touri-Büsschen, die Richtung Akchour fahren (es sind genau einer, wir kommen nicht mehr draus...). Um 09:00 taucht der Mann vom Vortag auf und öffnet uns endlich das Tor, jippi wir sind raus. Das ist wohl der Unterschied zwischen einem Campingplatz der 3.- vs. einem der 10.- kostet.
Wir sind noch immer die Einzigen als wir am Parkplatz ankommen und der erste Teil der Wanderung ist ziemlich gehetzt aus Angst vor der Menschenflut. Die Wanderung selbst ist einfach unbeschreiblich schön. Sie führt entlang dem Fluss, vorbei an Cafés, wo man frischen O-Saft, Minztee und Tajines bekommt und durch einen Art Regenwald. Wir sind praktisch die einzigen und unsere Hunde können fast immer frei laufen, das einzige was stört ist der viele Müll, der hier überall liegt. Auf einmal verschwindet Milo im Gebüsch und ich kann ihn gerade noch rechtzeitig rufen, denn plötzlich ertönt ein riesen Geschrei aus dem Baum und wir sehen viele kleine Äffchen, die unsere Hunde verwundert beobachten. Die Affen hier sind sich Menschen nicht gewöhnt und kommen nicht so nahe an uns heran, worüber wir uns freuen, denn hier leben sie noch in Freiheit und ungestört.
Weiter geht es. Insgesamt ist der Aufstieg zum Wasserfall 5 Kilometer lang (ja, das ist nur ein Weg und der Weg bis zu unserem Parkplatz ist nochmals knapp 1 Kilometer). Unterwegs treffen wir auf drei junge Berber, die wir fragen, ob es noch weit sei. Sie erklären uns, dass sie den Wasserfall leider nicht gefunden hätten und deswegen umgekehrt seien. Wir bieten ihnen an, sich uns anzuschliessen, was sie gerne annehmen. Sie kommen von Agadir und sind hier in den Ferien. Sie erklären uns auch, dass am Wochenende hier alle Leute wandern gehen, was die vielen Touristen am Vortag erklärt. Auch hier treffen wir unterwegs auf ein paar Leute und unsere Hunde werden noch ein paarmal fotografiert und angetatscht, was sie aber geduldig über sich ergehen lassen. Nur einmal werde ich verruckt, weil ein junger Mann Chewie am Gstätli für ein Selfie festhält und ich mache ihm ziemlich deutlich klar, dass ich das nicht lustig finde.
Schliesslich haben wir es geschafft! Der wunderschöne grosse Wasserfall von Akchour!
Wir bleiben ein Weilchen, essen eine Tajine (die natürlich mit Poulet kommt, da der nette Mann kein Wort Englisch, Französisch oder Deutsch sondern nur Arabisch spricht), die wir mit den Hunden teilen und trinken Minztee zur Stärkung für den Rückweg.
Auf dem Rückweg sind wir bereits dermassen verschwitzt, dass das kalte Bergwasser auf einmal ganz attraktiv erscheint und wir nehmen ein dringend nötiges Bad in einem der vielen kleinen Pools. 12 Kilometer und 300 Höhenmeter, die Chewie fast ganz alleine gemeistert hat! Heute werden wir bestimmt gut schlafen:)
Wir fahren noch knapp 90 Kilometer (durch wunderschöne Schluchten und Täler) bis zu einem Campingplatz an der Ostküste, wo wir uns eine dringend nötige Dusche gönnen und Wäsche machen, Tajine kochen und uns ganz entspannt auf die Fähre und Portugal vorbereiten, denn auch unser Hektor hat nach knapp 5'000 Kilometern und vier Wochen Reisezeit einen kleinen Frühlingsputz nötig. Für uns fühlt es sich noch gar nicht nach so lange an und wir vermissen noch immer gar nichts in unserem neuen Zuhause und wir sind gespannt auf die kommenden Abenteuer, die uns in Portugal und dem restlichen Europa erwarten! Wir sind bereit!
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