Guatape & Jardin – Wandern, Wasserfälle & Waldarbeiten =)
- Nadine
- 10. Nov. 2019
- 8 Min. Lesezeit
Unser Ziel ist das Folgende: Raus aus der Stadt und zurück in die Natur! Die Zeit gemeinsam mit den anderen Reisenden, die neu gefundenen Freunde und das Gross-Stadt-Feeling waren schön für eine Weile, aber wir vermissen die Einsamkeit, Hektor und die schönen Plätzchen, mitten im Nirgendwo. Unser Ziel heisst Guatape, wo man einen riesigen Felsen vulkanischen Ursprungs, den Piedra de Penol, umgeben von hübschen Seen besteigen kann. Die Strasse, die uns dorthin führt ist wie immer kurvig und grösstenteils ungeteert. Tatsächlich finden wir ein mega Örtli, direkt am Wasser, weit abseits jeglicher Ziviliastion.
Es ist das erste Mal, dass wir es wagen, in Kolumbien komplett wild zu campieren. Am frühen Abend gesellen sich noch zwei Backpacker mit ihrem Zelt zu uns. Sie kommen aus Holland und sind nach einem Jahr bereits am Ende ihrer Südamerika-Reise angelangt. Wir plaudern den ganzen Abend, bekommen Tipps und geben ihnen unsere CH-Militär-Decke, denn die Nacht hier ist kalt, was die beiden unterschätzt hatten. Leider regnet es die ganze Nacht durch, womit wir definitiv nicht gerechnet haben, als wir den steilen Erdweg zu unserem Plätzchen runtergefahren sind. Gut eine Stunde lang präparieren wir früh morgens den matschigen Weg mit Zweigen, Ästen, Blättern und sonstigem Zeug was wir hier auftreiben können. Schliesslich wagen wir es und mit viel Gerumpel und leidenden Seufzern von Hektor kommen wir tatsächlich in einem Stück wieder auf der Hauptstrasse an.

Das Backpacker-Pärchen fährt bei uns mit zum Piedra, den wir dann auch gemeinsam erklimmen. Der Felsen und die Aussicht von oben sind wirklich beeindruckend. Im Anschluss müssen wir uns auch schon wieder verabschieden, es ist ihre letzte Woche in Südamerika. Wir bleiben jedoch in Kontakt.
Nachdem wir noch kurz das sehr bunte und hübsche Städtchen Guatapé besichtigen geht es auch schon wieder weiter, Richtung Süden. Jardin ist unser Ziel. Unser ansonsten sehr zuverlässiges maps.me meint es heute jedoch nicht so gut mit uns und führt uns über einen hügligen und von Schlaglöchern übersäten Erdweg. Unser gesamter Hausrat wird durcheinander gerumpelt und für knapp 20 Kilometer brauchen wir tatsächlich geschlagene 3 Stunden, so schlimm ist der Weg. Als wir endlich wieder auf einer Hauptstrasse angekommen sind bleibt uns jedoch der Atem weg, so toll ist die Aussicht von ganz oben auf dem Kamm über die Anden! Da es auch bereits am Eindunkeln ist dürfen wir bei einem Restaurant mit Wahnsinns-Aussicht übernachten. Hier können wir noch unsere zwei neuen Solar-Panels (die alten China-Dinger waren mehr als hinüber) montieren und verbringen, trotz viel Verkehr an der Hauptstrasse, eine recht ruhige Nacht, denn die Temperaturen hier sind super angenehm.
Am nächsten Tag nehmen wir dann die restliche Strecke nach Jardin in Angriff, diesmal orientieren wir uns an den orangen Strassen von Google Maps und kommen nach langer Fahrt gut an. Das Städtchen, das als das schönste von ganz Antioquia gilt, beeindruckt uns nicht besonders, die Natur und die Lage inmitten der Anden, umgeben von Kaffee und tropischen Wäldern hingegen hat es uns sofort angetan! Wir beschliessen noch bevor wir ein Plätzchen zum Übernachten suchen, einen Ausflug zu einem der vielen Wasserfälle zu unternehmen. La Escalera heisst er und der Weg dorthin ist, anders als sonst in Kolumbien, kein bisschen touristisch und vor allem unsere Hunde geniessen es, endlich wieder mal unangeleint spazieren zu können!
Nach gut zwei Stunden Spaziergang und Erfrischung im Wasserfall machen wir uns auf die Suche nach einem Übernachtungsplätzli. Bei einer kleinen Forellenfarm etwas abseits vom hektischen Dorfkern, lernen wir Magdalena und Silvio kennen, bei denen wir übernachten dürfen. Die zwei sind super herzliche Gastgeber, wir dürfen die kalte Dusche und das WC des anliegenden Restaurants benützen und fühlen uns hier richtig wohl. Silvio baut alles auf der Farm selbst und den Strom für seine Farm bezieht er aus einem eigenen kleinen Wasserfall, der mitten durch sein Anwesen führt. Kevin und er unterhalten sich ein wenig über die technsichen Details und Silvio freut sich sichtlich über das Interesse. Als wir gerade zum Nachtessen aufbrechen wollen steht er denn auch schon da, mit Gummistiefeln und meint zu Kevin «Vamos». Wohin, keine Ahnung. Gemeinsam brechen sie auf und für 2.5 Stunden waren sie nicht mehr gesehen. Als sie endlich erschöpft zurückkehren erklärt mir Kevin, dass Silvio ihm sein Land gezeigt hat, auf dem er Kaffee und Bananen anbaut. Sie haben auch Spuren von Gürteltieren entdeckt und in mir keimt die Hoffnung auf, dass wir vielleicht ebenfalls eines sehen könnten. Ausserdem haben die beiden noch Holz durch den Urwald geführt, aus dem Silvio vor hat, ein Hüttchen zu bauen. Nach einem einfach Nachtessen fallen wir müde und glücklich über den schönen Ort ins Bett. Übrigens haben Milo und Chewie auf der Finca auch zwei neue Freunde gefunden, die nun im Bus total selbstverständlich ein und ausgehen😊
Schliesslich wollen wir natürlich auch die Hauptattraktion von Jardin, den «Cueva del Esplendor»-Wasserfall besuchen. Wo sich dieser ganz genau befindet verrät uns Google Maps nicht, wir meinen jedoch den Weg dorthin mit links zu finden. Auf geht es also, insgesamt knapp 700 Höhenmeter liegen vor uns. Der Weg ist steil, eng und kein bisschen SUVA-genormt und führt mitten durch den Dschungel. Wir sind komplett alleine unterwegs, bis auf ein paar Kühe, die sich uns auf einmal in den Weg stellen. Da wir als Schweizer natürlich wissen, dass mit diesen Tieren nicht zu spassen ist warten wir geduldig am Hang, bis sie sich abwärts bewegen. Gut 20 Minuten später erbarmen sie sich unserer dann tatsächlich und wir können weitergehen.
Über Kuhweiden, Bäche und Matschwege gelangen wir schliesslich zum höchsten Punkt. Wo es nun weitergeht wissen wir nicht, der Weg auf unserer Karte endet hier. Wir klettern über ein verschlossenes Tor in eine Kuhweide und folgen einem kleinen Trampelpfad, bis wir tatsächlich an ein kleines Flüsschen gelangen. Wir suchen gut eine halbe Stunde, finden jedoch weder eine Höhle noch einen Wasserfall. Gut eine Stunde folgen wir schliesslich einem anderen Pfad und tatsächlich stehen auf einmal ca. 10 Touristen in Alltagskleidung vor uns. Wir, mittlerweilen komplett verschwitzt, dreckig und «uf de Schnurre» können nicht glauben, dass die vielen Leute denselben steilen Aufstieg wie wir hinter sich haben und tatsächlich erklären sie uns, sie seien mit dem Jeep gekommen. Na toll. Sie haben die Tour zum Wasserfall bereits hinter sich und daher dürfen wir nun den Wasserfall in kompletter Einsamkeit geniessen.
Der Trip hat sich wirklich gelohnt und wir finden den beeindruckendsten Wasserfall auf unserer gesamten bisherigen Reise! Riesige Wassermengen strömen in die Höhle und wir baden im eiskalten Wasser! Als wir schliesslich komplett durchgefroren, jedoch erfrischt den Aufstieg bewältigt haben sind wir so komplett erledigt, dass wir uns nach einem taxi erkundigen. Eine Anwohnerin des Wasserfalls bestellt uns schliesslich ein Tuc-Tuc, das gut 2 km weiter unten am Weg auf uns wartet. Komplett erschöpft hüpfen wir ins Tuc-Tuc, das gut eine Stunde für den Weg zurück zur Fisch-Farm braucht. Der Weg ist unfassbar holprig und der Chauffeur midnestens genauso mutig. Nicht nur einmal spickts auch den Taxifahrer aus seinem Sit!!! Wir können kaum glauben wie schnell er die steile Piste hinunterrast. Milo vergräbt in der Zwischenzeit seinen Kopf in meinem Arm und denkt sich wohl nur noch, wann das endlich alles ein Ende hat.
Tatsächlich kommen wir mehr oder weniger heile an unserem Schlafplatz an und die Hunde sind heilfroh, sich endlich hinlegen zu können. Wir raffen uns noch einmal auf zum Znacht in ein nahe gelegenes herziges Vegi-Resti, anschliessend sind auch wir hundemüde und legen uns zu unseren zwei Zwergen ins Bett. Gute Nacht!
Den nächsten Tag verbringen wir gemütlich mit einem kleinen Ausflug ins Städtchen, wo wir ein paar Kleinigkeiten einkaufen, ich noch zur Post kann um ein kleines Geschenk zu versenden und wir schliesslich noch eine geführte Wanderung buchen für den nächsten Tag. Am späteren Nachmittag unternehmen wir noch einen kleinen Ausflug an den Rande des Städtchens, wo eine Andenklippen-Vogel-Kolonie beheimatet ist. Die roten Vögel tummeln sich hier zu dutzenden in den Baumwipfeln und wir sind fasziniert, wie zahm die seltsamen Tiere hier sind! Zu müde für den Rückweg bestellen wir uns wieder ein Tuc-Tuc, direkt zu unserem Stamm-Vegi-Resti, wo wir dann tatsächlich noch ein Schweizer Pärchen antreffen, das ebenfalls längere Zeit durch Südamerika reist! Wir plaudern ein wenig, während ein Barranquillo, ein hübscher tropischer Vogel, seine allabendlich Banane direkt neben uns auf dem Geländer verspeist, und machen uns schliesslich auf den Heimweg. Schon witzig, dass man selbst im hinterletzten Dörfchen Kolumbiens noch auf Landsleute trifft und wir merken, dass uns unsere Heimat tatsächlich ein wenig fehlt… Schönen Gruss an all unsere Freunde und unsere Familien, ja ihr fehlt uns und kommt uns doch mal besuchen!:)
Um 8:00 morgens geht es los. Nachdem wir ein Formular mit tausend Fragen zu Blutgruppe, Fitnesslevel und Notfallkontakt ausgefüllt haben besteigen wir gemeinsam mit einem kolumbianischen Pärchen und unserem Guide einen blauen Jeep, der uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung führen soll. Hunde festhalten, Rucksack festhalten und sich selbst festhalten, gar nicht mal so einfach aber schliesslich kommen wir auf einer Maracuya-Farm an. Aus dem Geländewagen ausgestiegen, dürfen wir dann auch die Früchte probieren bevor wir den Aufstieg in den Dschungel antreten. Die erste Stunde Wandern führt uns durch einen Laubwald, wie wir ihn auch aus Europa kennen. Überall wachsen Pilze, vor allem der Fliegenpilz scheint hier prächtig zu gedeihen und unser kolumbianischer Wegbegleiter macht gefühlt 1000 Fotos von jeeedem Fliegenpilz!
Den Hunden gefällt dieser Ausflug recht gut, bis wir schliesslich auf einen schmalen indigenen Pfad gelangen, der uns gut 150 Meter in eine Schlucht hinunterführt. Chewie bambelt in der Zwischenzeit in seiner Tragtasche und döst vor sich hin während wir Blut und Wasser schwitzen und uns fragen, wie in Gottes Namen wir nur da runter kommen sollen… Der Guide hat Milo inzwischen unter den Arm geklemmt und klettern flink die steilen rutschigen Stufen hinunter während wir uns an den dünnen Seilen und kleinen Wurzeln festklammern um nicht zu stürzen. Tatsächlich falle ich zweimal auf den Hintern, jedoch ohne schwerwiegende Folgen und schliesslich stehen wir alle fünf vor dem gut 60 Metern hohen Wasserfall! Ein tolles Gefühl, wir haben es geschafft!
Dass uns der schlimmste Teil erst noch bevorsteht können wir zu diesem Zeitpunkt ja nicht ahnen. Nach gut einer halben Stunde sollen wir dann auch wieder aufbrechen. Entgegen jeglicher Logik wir der Weg nochmals steiler und rutschiger. Unser Guide führt uns vorbei ein Schluchten, durch knietiefe reissende Flüsse und trägt dabei unseren kleinen Milo völlig selbstverständlich in seinem linken Arm während Chewie in seiner Tragtasche weiterschläft und kaum etwas von unseren Strapazen mitbekommt. Schliesslich schaffen wir es tatsächlich zu einer riesigen Höhle, wo ein tosender Wasserfall aus der Felswand hinausströmt. Wir sind total überwältigt und zugleich erleichtert, ohne Beinbruch hier angekommen zu sein und können unser Glück kaum fassen. Einfach ein wahnsinnig tolles Erlebnis! Unseren Zmittag, eingewickelt in Bananenblätter, dürfen wir hier endlich auspacken und sind überrascht, wie gut unsere Vegiplätzli, der Reis und der Teigwarensalat schmecken.
Auch diese Pause hat leider viel zu früh ein Ende und schon bald heisst es, den Rückweg antreten. Dieser führt natürlich wieder gut 30 Minuten den steilen verästelten Weg hinauf. Wir halten uns wieder an den Seilen fest und krallen uns an was auch immer wir gerade greifen können. Ab jetzt gehe es nur noch bergab, worüber wir zu anfangs froh sind, jedoch schnell merken, dass abwärts genau so anstrengend sein kann wie aufwärts. Mehr als einmal sinke ich knietief im Matsch ein, als es dann auch noch zu regnen beginnt findet es auch Milo nicht mehr so toll hier und wir können kaum erwarten, endlich unter eine richtige Dusche hüpfen zu können.
Wir passieren noch viele weitere Wassefälle und knapp 2 Stunden später entdecken wir tatsächlich in der Ferne einige Leute. Es handelt sich um Touristen, die ebenfalls die Hühle suchen, dass es mittlerweilen bereits 4 Uhr nachmittags ist und es bald eindunkelt scheint sie nicht zu stören. Wir erklären ihnen, dass es praktisch unmöglich ist, die Höhle auf eigene Faust zu finden und zu dieser Zeit beinahe an «lebensmüde» grenzt, sich alleine und ohne Ausrüstung in den Dschungel zu wagen. Wir hoffen, dass sie es sich anders überlegt haben und gehen noch einmal gut 30 Minuten, bevor wir schliesslich das vertraute Motorgeräusch unseres Jeeps in der Ferne wahrnehmen. Geschafft! Müde, glücklich und auch etwas stolz auf unsere Leistung hüpfen wir unter die Dusche und fallen anschliessend in einen komatösen Tiefschlaf, aus dem wir erst spät am nächsten Morgen erwachen. Jardin war eine tolle Erfahrung, wir werden die Leute, die Natur und die beeindruckenden Wasserfälle in guter Erinnerung behalten. Das Gürteltier haben wir hier natürlich nicht gefunden:p
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