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Höhe- und Tiefpunkte aus unserer Heimat - Die Schweiz

  • Nadine
  • 14. Aug. 2019
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Aug. 2019

Wir haben uns entschieden nach unserem perfekten Wandertag in Österreich noch am selben Abend in die Ostschweiz zu fahren, somit kann ich am nächsten Tag nämlich am Polterabend meiner zukünftigen Schwägerin dabei sein! Die Hochzeit am 27. Juli ist der eigentliche Grund für unseren Abstecher in die Schweiz, der nun etwas früher als geplant stattfindet. Wir freuen uns aber riesig darauf, unsere Freunde und Familie endlich wieder in die Arme schliessen zu können und als wir bei St. Margrethen über die Grenze fahren und die Sonne über dem Bodensee versinkt, steigt in uns tatsächlich das Heimweh auf, zum ersten Mal in fast 6 Monaten, wer hätte das gedacht... Gegen 22:30 haben wir es tatsächlich geschafft und Hektor freut sich wie wahnsinnig, als er in die Garageneinfahrt meiner Eltern abbiegt, was er mit lautstarkem Hupen verkündet, woraufhin meine Eltern natürlich völlig perplex nach draussen schauen, wer das so spät noch unterwegs sein mag. Die Wiedersehensfreude ist riesig und auch mein Bruder und seine zukünftige Frau werden unter einem Vorwand hergelockt und wir verbringen gemeinsam einen wunderschönen Abend.

Am nächsten Tag erwachen wir mit leichter Schräglage. Aus Hektor's linkem Vorderreifen, von dem wir bereits vermutet haben, dass er einen Schleichplatten haben könnte, ist über Nacht die gesamte Luft entwichen. Kein Problem, wir pumpen den Pneu nochmals auf und tatsächlich, er hält so einigermassen. Da wir sowiso vor haben, im Verlauf der nächsten Woche neue Pneus aufzuziehen machen wir uns deswegen keinen allzu grossen Kopf. Der Polterabend ist ein voller Erfolg und ich geniesse es, wiedermal durchs Limmattal zu ziehen und mich mit so vielen Leuten zu unterhalten.

Am nächsten Tag ist dann auch einer der hinteren Pneus platt und so langsam glauben wir, dass es hier wohl nicht mit rechten Dingen zugehen kann... Das Rad ist schnell gewechselt und nichts Böses ahnend fahren wir weiter, Freunde besuchen, Einkaufen etc. Auf einem Parkplatz in Wil dann der Schock: der dritte Platte in nicht mal 3 Tagen. Was haben wir nur falsch gemacht? Rad wechseln geht nun ja auch nicht mehr, da das Reserverad schon montiert ist und so wird kurzerhand der Pannendienst gerufen. Hilfsbereit flickt er uns einen der Platten behelfsmässig, so dass wir es tatsächlich bis zur ein Kilometer entfernten Werkstatt schaffen. Hier werden unsere undichten Ventile ausgetauscht und ein Loch mit einem rostigen Nagel geflickt. Juhu! Die Fahrt kann weitergehen. 70 Kilometer weiter, kurz vor der Einfahrt Weiningen ist die Fahrt dann auch schon wieder zu Ende, denn unser Motor läuft nicht mehr. Was sich die Mobiliar wohl dachte, als wir zweimal am selben Tag den Pannendienst benötigen? Diesmal hilft auch kein Gebastel, Hektor wird zur Werkstatt unseres Vertrauens abgeschleppt. Ein kaputter Alternator ist der Grund für unseren ungeplanten Zwischenstopp im Feierabendverkehr, vor der Autobahneinfahrt. Danke lieber Hektor, dass du so lange durchgehalten hast und gewartet hast mit deinen Wehwehchen, bis wir an einem Ort sind, wo wir unkompliziert und schnell Hilfe bekommen.

Die Reparatur dauert ein paar Tage und wir erhalten bei unseren Familien Asyl. Wir verbringen gemütliche geschwätzige Abende und freuen uns über die gemeinsame Zeit, vermissen aber schon jetzt die Natur. Doris, Mathieu und ich wollen daher einen Wandertag einlagen, von Weesen nach Quinten ist unser Ziel. Dort wollen uns meine Eltern mit ihrem kleinen Motorbötli abholen (ja, wir haben tatsächlich noch immer nicht kapiert, dass Boote und wir einfach nicht recht klappen wollen). Das mach Spass, haben sie gesagt. Was dann kam konnte ja nun wirklich niemand ahnen... Die Wanderung von Weesen nach Quinten ist ein Schweizer Träumchen. Wasserfälle, hübsche Chalets, permanenter Blick auf den Walensee, einfach wunderschön und auch Chewie und Milo geniessen es in vollen Zügen.

In Quinten angekommen dauert es nicht lange bis tatsächlich meine Mama um die Ecke biegt, ziemlich gestresst meint sie, wir müssten los, es hätte soeben eine Sturmwarnung gegeben. Die Seepolizei, die direkt neben unserem Bötli angelegt hat, meint, wir würden es schon schaffen, wenn wir uns langsam auf den Weg machen. Nichts Böses ahnend tuckern wir also in unserer kleinen Nussschale los Richtung Weesen. Der See ist glatt, das Wetter ok. Eigentlich könnte jetzt alles so schön sein... Von jetzt auf sofort kippt die Wetterlage von angenehmem Sommertag zu Apokalypse. Die Wellen werden höher, der Regen setzte ein und schneller als wir gucken können befindet sich unsere Nussschale mit fünf Personen und vier Chihuahuas an Board mitten in einem ausgewachsenen Sommergewitter, mit Blitz, Donner und weit und breit kein Anlegeplatz in Aussicht. Wir steuern auf die felsige Küste zu und entdecken eine Villa, bei der ein Mann am Wasser steht. Zwei PVC-Röhren deuten darauf hin, dass man hier anlegen kann, zumindest haben wir keine Wahl... Der nette Mann springt ohne zu überlegen ins unruhige Wasser, hilft uns unsere schaukelnde Nussschale zu fixieren. Wir werfen unsere Hunde ans Ufer, phu wenigstens sind die vier in Sicherheit. Wie unser kleines Bötli immer wieder von den Wellen an die steilen Felsen geworfen wird vermag ich gar nicht zu beschreiben, die Panik war bei uns allen spürbar gross. Der freundliche Mann (auch bekannt als unser Held!) hilft einem nach dem andern von Bord ans Land und ich bin die Letzte auf der Nussschale. Ich bin fest entschlossen dieses Bötli noch abzudecken, damit es nicht mit Wasser volllaufen und untergehen kann. Dazu knie ich vorne auf dem Bug, während alle rufen ich solle das lassen und ans sichere Land kommen. Nur noch ein Knopf des Verdecks dann hab ich es geschafft, doch zu spät... Die vereinten "Achtung"-Rufe höre ich wie durch einen Nebel bevor eine Riesenwelle mich vom Bug fegt, zwischen Boot und Felswand. Beim verzweifelten Versuch mich festzuhalten reisse ich die kleine Radioantenne ab und stürze ins Wasser. Während die ganze Ufermannschaft das Bötchen versucht davon abzuhalten erneut gegen die Felsen (und meinen Kopf) zu stossen schaffe ich es, mich aus dem Wasser ans Ufer zu hieven und bin ebenfalls in Sicherheit. Den letzten Knopf hab ich übrigens noch geschafft :). Es blitzt und donnert und stürmt, wir alle sind nass, schlottern und zittern vor Angst aber endlich sind wir in Sicherheit. Definitiv ein Tiefpunkt unserer Schweizer-Ferien und ein Erlebnis, das ich so nicht noch einmal haben müsste. Obwohl die Zeit mit unseren Freunden und Familien uns viel bedeutet, das eine oder andere Mal kommt uns während unseres Schweiz-Aufnenthalts schon der Gedanke "nichts wie weg aus diesem Land, das uns nicht sehr wohl gestimmt zu sein scheint"...

Eine halbe Stunde später ist alles vorbei. Obwohl niemand noch einmal so recht auf die Nusschale will bleibt uns keine Wahl, denn von diesem Ort aus gibt es weder eine Strasse noch einen anderen Weg als über das Wasser, zurück in die Zivilisation. Unwillig besteigt die ganze Mannschaft erneut das Bötli und während wir angsterfüllt und noch immer geschockt Richtung Weesen tuckern schwöre ich mir und meinen Hunden, dass solange ich lebe sie niemals wieder ein Motorböötli besteigen müssen. Liebe Marokko-Kritiker und alle, die immer fragen "aber ist es dort nicht gefährlich zum Reisen?", ich verstehe eure Sorge, aber gefährlich ist es überall, auch in der schönen Schweiz. Besten Dank auch an die Seepolizei vom Walensee für die wirklich grossartige Warnung.

Am Abend erhalte ich von meiner Schwägerin dann dieses Bild, welches ihren Garten zeigt, der von einem heruntergekrachten Ast verwüstet wurde. Ja, auch Zuhause kann es einen erwischen. Während wir also alle einen Tag des Grauens erlebten haben Raphael und Kevin einen gemütlichen und vergleichsweise wenig ereignisreichen Polterabend verbracht und von unseren beinahe fatalen Abenteuern nicht die Bohne mitgekriegt.

Die restlichen Tage in der Schweiz verlaufen relativ unaufgeregt, wir helfen bei der Gartenarbeit, besuchen diesen und jenen, gehen fein essen und geniessen unsere Heimat, die wir nun auch mal aus einem anderen Blickwinkel erleben dürfen. Ausserdem wird noch ein wenig an Hektor geschraubt und gebastelt, denn wer nun denkt, das sei das Ende unserer Reise hat weit gefehlt, unser Abenteuer ist noch lange nicht zu Ende! Ein paar neue Offroad-Reifen und eine neue Luftfederung statten unseren Hektor für seine neuen Abenteuer aus. Welche das sind, das werdet ihr schon bald erfahren!

Der Höhepunkt unseres Schweiz-Aufenthalts ist da, die Hochzeit von Raphael und Stefanie. Das Wetter in der gesamten übrigen Schweiz ist einfach grässlich, windig, regnerisch nur bei uns scheint die Sonne und das Fest ist ein voller Erfolg, ein Tag den wir niemals vergessen werden und wir sind unendlich dankbar, dabei gewesen zu sein. Wir wünschen euch beiden für die Zukunft nur das Allerbeste und freuen uns schon auf viele weitere gemeinsame, ausgelassene Spiele-Abende, die bis spät in die Nacht dauern und bei denen keiner richtig aufhören will :D!

Der Tag des Abschieds ist gekommen und mit gemischten Gefühlen brechen wir auf. Wir werden euch alle vermissen und hoffen, dass auch ihr mal an uns denkt und uns nicht vergesst! Hektor ist mit seinem herzigen Geweih bereits voll im Skandinavien-Fieber und wir freuen uns auf unsere neuen Abenteuer, die uns auf unserer Nord-Europa-Reise mit unseren Freunden Simon und Nico erwarten!



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