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Kolumbianische Gastfreundschaft, Klo-Probleme, bunte Aras und die erste Panne

  • Nadine
  • 7. Nov. 2019
  • 6 Min. Lesezeit

Den steilen Weg zurück nach Santa Marta meistert unser Hektor mit Bravour (es geht bergab). Unten angekommen erschlägt uns bereits wieder die karibische Hitze und wir vermissen erneut eine Klimaanlage... Mit offenen Fenstern und Lüftung auf Vollgas geht es irgendwie doch und wir überleben den langen Fahrtag. In einem winzig kleinen Städtchen namens San Juan Nepomuceno zeigt unsere ioverlander-App einen Übernachtungsort an. Dieser befindet sich direkt vor dem Dorfplatz, neben der Polizeistation. Sicher fühlen wir uns hier auf jeden Fall, unser grosses Problem ist und bleibt jedoch das fehlende WC. Da es hier in Kolumbien keine Ablassstationen gibt werden wir also wohl auf unser Chemie-Klo verzichten müssen. Öffentliche Klos sind gerade in den kleineren Städten ebenfalls eine Seltenheit, was das Problem zusätzlich verstärkt. Irgendwie klappt es dann noch und wir finden ein nahe gelegenes Kaffee, das noch bis spät in die Nacht geöffnet hat.

Es ist Freitag, was an und für sich ja nicht schlimm wäre, jedoch versammelt sich das ganze Dorf am Wochenende im Park, vor dem unser Bus steht und sie feiern bis spät (sehr spät) in der Nacht. Auf typisch kolumbianische Art, mit Kirmes-Ständen, lauter Musik und viel Bier. Die Hitze ist hier kaum zu ertragen und obwohl uns nicht ganz wohl ist müssen wir mit offener Türe schlafen, ansonsten würden wir hier eingehen. Ich schlafe heute auf dem Boden, der etwas kühler ist als das höhergelegene Bett und mein Rücken dankt es mir am nächsten Morgen. Definitiv einer der Albtraumorte unserer Reise.

Wir wollen bloss weg aus den belebten Städten und vermissen die Natur und Einsamkeit, die in Europa so einfach zu finden war... Ausserdem haben wir noch immer feuchte Wäsche, die wir ganz dringend aufhängen müssten. Nach einem erneut sehr langen Fahrtag und einigen Fehlschlägen bei angefragten Hostels, finden wir dann tatsächlich einen Campingplatz in Strandnähe. Wir scheinen die einzigen Camper hier zu sein, es gibt einen tollen Pool, Hühner und Hunde und unzählige Sträucher, Bäume und Palmen mit Früchten, die wir einfach plüfcken dürfen. Hier fühlen wir uns so richtig wohl! Die super nette Besitzerin hilft uns sogar dabei, Kokosnüsse von den riesigen Palmen zu pflücken und bringt uns einen langen Stecken mit Haken extra zu diesem Zweck. Leider stellt sich der nahegelegene Strand als ziemlicher Fehlschlag heraus, er ist komplett verbaut mit Restaurants und Häusern, so dass man noch nicht mal am Strand entlang spazieren kann. Wir beobachten ein wenige die Pelikane und verbringen die restliche Zeit mit dringend nötiger Handwäsche, dem Projekt "Kokosnuss mit Brotmesser öffnen" und sind einfach froh ein ruhiges und sicheres Örtchen im Schatten gefunden zu haben. Auch hier ist die Hitze kaum zu ertragen, jedoch trocknet unsere Wäsche innerhalb von zwei Tagen. Wir werden von der wahnsinnig netten Besitzerin kulinarisch verwöhnt und lassen es uns hier richtig gut gehen, ohne grosse Sprünge zu machen.

Es wird Zeit aufzubrechen, immer der Küste entlang Richtung Westen. Vorbei an Bananen-Plantagen und über erstaunliche gute Strassen finden wir schliesslich ein wunderschönes Stellplätzli im Dörfli Arboletes, direkt neben einem Campingplatz am Meer! Wir dürfen hier das Badezimmer benutzen und es wird uns versichert, dass der Platz hier sicher sei. Was für ein Glücksgriff! Wir erkunden den Strand, kochen fein zu Mittag und erkunden am Abend das herzige Städtli und die vielen Künstler-Stände bevor wir uns schliesslich in einem Café eine Pizza bestellen. Ein Kolumbianer am Nebentisch fängt an mit uns zu Plaudern, so wie alle Leute in Kolumbien bisher ist auch er super nett und wir unterhalten uns gut. Er erklärt uns, dass sein Dorf hier super-sicher sei, da die Leute hier alle zusammenhalten und weder Korruption noch Kriminalität tolerieren. Falls uns jemand dumm komme sollen wir einfach jemanden ansprechen und es werde uns geholfen. Auch wir haben den Eindruck, dass dieses Dörfchen besonders sicher sei und fühlen uns hier richtig wohl. Dies ist auch der Grund, weshalb wir uns erneut trauen mit offenen Türen zu Schlafen und wir verbringen tatsächlich eine ziemlich ruhige Nacht. Am nächsten Tag, während ich gemütlich meinen Kaffee vor dem Bus trinke und die Aussicht bestaune entdecke ich plötzlich eine Gruppe Delfine, die keine 50 Meter vor dem Strand vorbeiziehen. Einfach herrlich! Aus dem Nichts taucht ausserdem noch ein blauer Ara im Baum neben unserem Bus auf und er freut sich über die Bananenstückchen, die Kevin ihm anbietet.

Schliesslich brechen wir auf zum Volcan de Lodo, ein aktiver Schlammvulkan, in dem man sich anscheinen auch baden kann. Das müssen wir probieren und tatsächlich, der Schlamm ist ca. 28 Grad warm und man kann sich hineinlegen, wobei man einen mega Auftrieb hat und Schwimmen aufgrund des Widerstands kaum möglich ist. Die badenden Einheimischen amüsieren sich köstlich über uns "Gringos", die wir uns schon etwas zieren bevor wir hineinhüpfen und beim Aussteigen beinahe unsere Unterwäsche (um die Badehosen wäre es zu Schade, denn den Schlamm bekommt man nie mehr raus) verlieren, denn der Schlamm der an uns klebt hat doch ein ganz schönes Gewicht. Viel länger als das Schlammbad dauert die anschliessende Dusche.

Noch mit ein wenig Schlamm in den Ohren führt uns unser Weg weiter der Küste entlang in Richtung Panama, bis wir schliesslich Inland abbiegen, wo bereits das noch gut 500 Kilometer weit entfernte Medellin angekündigt wird. Wir verbringen eine hervorragene Mittagspause in einem kleinen Resort, wo sich ebenfalls Aras (diesmal rote) in den Bäumen tummeln. Einigen von ihnen wurden leider die Flügel gestutzt und sie werden hier als Haustiere gehalten, andere wiederum sind freiwillig hier und können kommen und gehen wie es ihnen beliebt. Ein besonders mutiges Exemplar versucht auf unseren Tisch zu gelangen, da ihm wohl Reis und Rührei ebenfalls schmeckt. Ein Kellner bringt ihn schliesslich zurück zu seinem Z'Mittag, woraufhin er aufgibt.

Nach weiteren langweiligen Autofahrt-Stunden biegen wir schliesslich ein kleines Stück von der Hauptstrasse ab auf ein kleines Flussbeet. Hier stehen zusammengebastelte Stelzenhäuschen mit Blachen als Dach, ohne Wände. Die Leute waschen ihre Kleider im Fluss und überall tummeln sich Pferde, Enten, Truthane und anderes Getier. Es ist ein kleines indigenes Dörfchen. Ein kolumbianisches Häuschen steht ebenfalls hier und das freundliche Pärchen lädt uns sofort zur Geburtstagsfeier des Mannes ein. Obwohl wir ihnen erklären, dass wir keinen Hunger haben halten wir 2 Minuten später Teller und Becher in der Hand und es trudeln noch mehr Leute ein. Obwohl wir wie immer nur die Hälfte verstehen fühlen wir uns hier mega wohl und gut aufgehoben und wir verbringen einen lustigen Abend in bester Gesellschaft, zwischen Indigenen und Kolumbianern, an einem traumhaft schönen und ENDLICH etwas kühleren Ort!

Am nächsten Tag nehmen wir schliesslich die restliche Strecke nach Medellin in Angriff. Etwas was wir an Kolumbien mega schätzen sind die vielen Strassenverkäufer, die Empanadas, Mandarinensaft, Bunuelos und vieles mehr an Stoppschildern und Baustellen anbieten, so müssen wir keine Essens-Pausen einlegen und kommen ziemlich zürgig voran. Die steile Strecke führt uns durch Dschungel, and indigenen Dörfern und verschiedensten Wasserfällen vorbei, wobei die Strassenverhältnisse aufgrund Bauarbeiten vermehrt schlechter werden.

So kommen wir schliesslich in Santa Fe de Antioquia, das am panamerikanischen Highway liegt, an und möchten hier übernachten. Bis nach Medellin hat es leider nicht gereicht, dafür finden wir eine kleine Camping-Oase, mit Pool für uns alleine und bleiben gleich zwei volle Tage, erkunden das Städtli und kochen wieder mal in unserer eigenen Küche. Die Fahrtage in der letzten Woche waren anstrengend, dafür können wir hier super entspannen!

Nach diesen zwei legeren Übernachtungen fahren wir wieder früh los, immer Richtung Medellin. Die Strassen werden wieder kurvig und steil (mal ufe mal abe), die Kolumbianer scheinen nicht so Tunnel-fanatisch zu sein wie wir Schweizer. Hektor gibt sich alle Mühe, einmal halten wir sogar vorsorglich an, um den Motor nicht zu überhitzen. Den letzten Berg vor Medellin können wir zum Glück durch einen Tunnel passieren. Nach dem Tunnel hupt uns plötzlich ein Töfflifahrer an und zeigt auf unseren Pneu. Nadine hält bei der nächsten Gelegenheit sofort an und meint, es sei etwas zu wenig Luft in unserem linken Vorderpneu. Mir kommts ein wenig seltsam vor, doch als die Jungs aus der 10 Meter entfernten "Llavanteria" (so heissen die Pneuservice-Buden, welche zu tausenden an den Strassen verteilt sind) ihren Seifenspray über das Rad verteilen, können wir tatsächlich ein kleines Löchli an der Flanke des Pneus erkennen. Dass Nadine direkt am Pneuservice gehalten hat war natürlich völliger Zufall, jedoch können wir nach einigen Verhandlungen über den Preis (warscheinlich werden sie heute ein gutes Bierli auf uns trinken) den Pneu flicken lassen. Mit vereinten Kräften ziehen die Jugendlichen den Gummi von Hand von der Felge und stopfen anschliessend das Löchli. Nach einer halben Stunde sind wir wieder mobil und machen uns auf die Suche nach unserem Apartment.

Unser Apartment ist nach nur einer Fehlfahrt und dem Erklimmen der bisher steilsten Strassen auf unserer Reise schnell gefunden und auch unser Hektor hat ein gutes Plätzli bei der Garageneinfahrt des Gebäudes. Der Eingang des Hauses, sowie der Vorplatz inklusive Garageneinfahrt ist 24h am Tag vom Pförtner überwacht. Einfacher und besser hätten wir es uns nicht vorstellen können. Unsere Wohnung für die kommende Woche ist im 10ten Stock und wir freuen uns über die magische Aussicht auf die Millionenstadt Medellin. Neben der Stadtbesichtigung werden wir hier noch eine Woche Spanisch lernen und sind gespannt auf die neuen Eindrücke!!


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