top of page

Marokkanischer Boxenstopp und das Atlasgebirge

  • Nadine
  • 8. März 2019
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Aug. 2019

Den Tierarzt haben wir leider nicht mehr getroffen, dafür ist unsere Wäsche fertig getrocknet und wir bereiten uns nach gemütlichem Z’morgen auf die Weiterreise vor.

Wie von unserem gestrigen Helfer empfohlen möchten wir unser Rad in dem Städtchen Er Rich flicken lassen, wo genau, das wissen wir nicht. Eingangs des Städtchens kommen wir an einer Autowaschanlage vorbei, wo wir einen jungen Mann fragen, ob er eine Werkstatt wisse. Nach kurzer Unterhaltung steigt er kurzerhand bei uns ein und zeigt uns den Weg zum Reifenservice. Während der Fahrt erklärt er Nadine, wie man in Marokko richtig hupt, dass man schneller vorwärts kommt, wovor diese doch noch ein wenig Hemmungen hat. Nach zwei Minuten stehen wir mit unserem Hektor vor dem Reifenservice, bedanken uns fürs Weg-Zeigen und der Kollege verschwindet im wöchentlichen Markt, welcher keine hundert Meter vom Reifenservice stattfindet. «C’est le souk, c’est la guerre» erklärt er uns mit einem Augenzwinkern, bevor er sich verabschiedet.

Beim Reifenservice angekommen versuchen wir mit Händen und Füssen zu erklären, dass unser Ventil kaputt ist. Es braucht kaum mehr als ein Deuten Richtung kaputter Reifen, ein «Pfff»-Geräusch und bereits machen sich fünf Männer ans Werk: Bus, aufgebockt, Ventil geflickt, Rad gewechselt, Ersatzrad überprüft, Ersatzrad unter dem Bus fixiert, und nach 10 Minuten ist der Boxenstopp auf Marokkanisch vorbei.

Wir bezahlen dem Mechaniker (mit Trinkgeld) die umgerechnet 3 (ja drei!!!) Franken und bedanken uns. Der Chef bietet uns noch eine Dusche an (Kevin konnte es nicht lassen sich zu den Mechanikern in den Staub zu knien, was der Chef total unnötig fand) und meint, wir könnten auch bei ihm übernachten wenn wir wollten, was wir aber ablehnen, da wir ja noch weiter wollen. Da der wöchentliche Souk nicht weit entfernt ist, können wir unseren Hektor bei der Werkstatt stehen lassen und uns dort noch ein wenig umsehen. Als wir den Chef der Werkstatt fragen, ob es ok sei für uns auf den Markt zu gehen, meint er, es sei kein Problem, er könnte uns aber auch begleiten und die Hunde sollten wir doch ruhig mitnehmen, wir winken jedoch ab und haben keine Probleme auf dem Markt (NATÜRLICH ohne Hunde). Hier scheinen wir nicht gross aufzufallen und sind für die Einheimischen auch nicht so interessant wie wir es in den Städten bisher erlebt haben und wir bezahlen sehr faire (einheimische) Preise, ca. 1.70.- für einen ganzen Sack voll Gemüse. Wir beobachten auch Schafe und Hühner, die man lebend, an den Füssen zusammengebunden, kaufen kann, für uns ein ziemlich schwieriger Anblick, für die Einheimischen total normal.

Wir wollen gerne wiedermal etwas für uns sein, weg von den Leuten und in der Natur und haben einen Bergsee auf 2000m Höhe im Atlasgebirge angepeilt. Die Natur verändert sich weiter und bald sehen wir die verschneiten Gipfel des Gebirges. Vor zwei Tagen waren wir doch noch in der Wüste und wir sind fasziniert davon, wie schnell sich hier die Natur verändert.

An unserem Ziel angekommen staunen wir über die Schönheit des vom Schmelzwasser gespeisten Bergsees und nach einem Spaziergang mit den Hunden entdecken wir unseren heutigen Stellplatz, ganz für uns alleine, direkt am Ufer.

An unserem Plätzli angekommen begrüsst uns ein Einheimischer, mit dem wir uns etwas länger unterhalten. Er erklärt uns, wie man am besten auf den erloschenen Vulkan, der hier gleich in der Nähe ist, gelangt, um welche Zeit man die Atlas-Hörnchen beobachten kann usw. Er fragt uns auch nach unserer Reise, wo wir schon überall waren und wie uns Marokko denn so gefalle. Er freut sich, dass wir einen so positiven Eindruck von seinem Land und seinen Leuten haben. Zum Schluss fragt er uns, ob wir nicht vielleicht eine Jacke für ihn hätten, die wir nicht mehr brauchen, denn er friere hier oben sehr in der Nacht. Eine Jacke können wir ihm leider nicht anbieten, aber einen Pullover nimmt er gerne von uns an. Als wir uns verabschieden, merken wir, dass ihm noch etwas auf dem Herzen liegt und schlussendlich traut er sich doch, uns nach etwas Aspirin für sein Zahnweh zu fragen. Wir geben ihm gerne einige unserer Tabletten und erklären ihm auf Nachfrage die Dosierung. Diese Begegnung beschäftigt uns noch lange, denn wir sind baff von der Armut, die hier herrscht. Die Hütte des Mannes besteht hauptsächlich aus alten Blachen und etwas Müll. Auch sonst scheint er kaum etwas zu besitzen, wie die meisten Menschen, die hier oben leben, ausser seinem herzlichen Lachen und seiner Lebensfreude, wie wir sie noch selten erlebt haben. Marokko ist ein Land der Gegensätze, nicht nur auf die Landschaft bezogen sondern auch auf die Schere zwischen Arm und Reich, die wir nun hautnah erleben...

Am nächsten Tag erklimmen wir den erloschenen Vulkan, der uns eine wunderschöne Aussicht auf den Bergsee bietet.

Bei der Abfahrt versuchen wir, den netten Berber nochmals zu finden, um ihm noch ein paar Kleinigkeiten da zu lassen, leider treffen wir ihn jedoch nicht mehr an. Wir denken jetzt noch oft an ihn und seine herzliche offene Art uns Fremden gegenüber.

Wir fahren weiter Richtung Norden, durch die Stadt Ifrane, die eigentlich mehr einem gehobenen französischen Stadtviertel gleicht und wir glauben, dies ist ein Ferienort für reiche Einheimische. Die Internetrecherche bestätigt unsere Annahme, sogar der König hat hier seine Zweitresidenz. Der Kontrast, als wir im nächsten Dorf für Brot halten und sich unzählige Kinder um unseren Bus versammeln und uns mit grossen Augen bestaunen ist einfach riesig. Kurz vor Azrou finden wir uns in einem Zedernwald wieder, wo wir nach einer kleinen Irrfahrt Berberäffchen beobachten und ihnen ein paar Orangenschnitze füttern. Sie sind sehr zutraulich und die Touristen gewöhnt, denn hier werden sie mit Erdnüssli gefüttert, die hier angeboten werden und sie scheinen die Orangen so sehr zu lieben, dass sie Kevin sogar am Hosenbein packen um noch mehr zu bekommen. Zum Glück war das Interesse für eine Banane doch grösser, welche wir dem Affen im Gegenzug anbieten konnten (diese Szene ist wunderschön ersichtlich im Slide). Auch ein 900 Jahre alter Zedernbaum, der leider nicht mehr lebt, steht hier.

Übernachten wollen wir an einem kleinen See und gerade als wir unseren Bus im Wald parkieren kommt die Polizei vorbei und meint, hier sei es nicht sicher für uns (obwohl wir uns auch hier absolut sicher gefühlt hätten). Sie würden uns einen anderen Platz zeigen, wo wir übernachten könnten. Wir nehmen das Angebot dankend an und folgen ihnen. Die Polizei fährt hier übrigens auch ohne Licht und mit offener Seitentüre, irgendwie alles ganz normal...

Nach einigen Minuten Polizei-Eskorte können wir unseren Hektor doch tatsächlich vor der Polizeistation abstellen. Wir zeigen unsere Pässe und als die Beamten ihren Znacht aus dem Auto räumen werden wir gefragt, ob wir mitessen wollen oder Lust auf ein Paar Äpfel hätten. Den Kontakt mit der marokkanischen Polizei empfinden wir als durchwegs positiv und verbringen eine gute und ruhige Nacht.

Am nächsten Morgen erwachen wir gerade als die Kinder zur Schule gehen. Da unsere Hunde dringend raus müssen haben wir keine Wahl und eine riesen Schar Kinder versammelt sich um Nadine, die Hunde und unseren Bus und bestaunt uns mit grossen Augen. Ein paar ganz mutige Kinder fragen uns nach unseren Namen und zeigen mit dem Finger und einem Lächeln im Gesicht auf unsere kleinen Hunde, während sie ihren Kollegen "Chihuahua" zuflüstern. Wahrscheinlich kommen sie an diesem Tag ein bisschen zu spät zum Unterricht und wir sind wohl das Thema Nummer eins auf dem Pausenplatz.

Wir landen kurz nach der Abfahrt in einem kleinen Bergdörfli, wo wir den Bus direkt vor einem Café parkieren können (wer genau hinsieht entdeckt klein-Milo aus dem Fenster "spiänzlä"). Hier essen wir marokkanische Pizza (was das genau ist wissen wir nicht, schmeckt aber gut) und Trinken Wasser aus einem herzigen kleinen Kanister.

Wir fahren weiter nach Meknès wo wir ein bisschen «lädäläd» und das Städtchen entdecken...

...bevor wir die Ruinen von Volubilis, einem uralten römischen Bergdorf, besichtigen. Chewie ist hier trotz der wunderschönen Ruinen das Foto-Modell Nummer eins von den vorwiegend deutschen und asiatischen Touristen und als Milo bei einem Grasbüschel etwas buddelt meint eine deutsche Touristin, dass er wohl gerne Archäologe geworden wäre.

Die Nacht verbringen wir ein paar Kilometer weiter in einem kleinen Kiefernwäldchen. Zwischendurch kommen Schafe, ein paar Esel, ein paar Strassenhunde und ein kleiner Bub vorbei, der uns wie alle Kinder um einen Stift bittet, den wir ihm gerne geben.


1 comentario


Ya no es posible comentar esta entrada. Contacta al propietario del sitio para obtener más información.
Heidi Menzi
Heidi Menzi
08 mar 2019

wir folgen Euch, auf Schritt und Panne :) Toller Blog, gut geschrieben, amüsant zu lesen und wunderschöne Fotos! Knuddels an die beiden Abenteurer-Zwergli und Euch weiterhin viele tolle Erlebnisse! :) Wuffs und Knuffs von Kila und mir

Me gusta

© 2019 by Destination: UNGEWISS. Proudly created with Wix.com

  • Instagram Black Round
bottom of page