top of page

Punta Cana – Der All-Inclusive-Albtraum der Karibik

  • Nadine
  • 11. Sept. 2019
  • 5 Min. Lesezeit

Mit der Sonne erwachen auch wir, die Hitze ist für uns kaum aushaltbar. Im Hellen können wir nun endlich unser B’n’B, das sich im riesigen tropischen Garten einer Villa befindet, genauer betrachten. Es gibt einen Pool, der zum Glück nicht beheizt ist, ganz für uns alleine. Rund um uns wachsen tropische Bäume, Büsche und Blumen, Frangipani und Bananenstauden. Geckos tümmeln sich in den Blättern der Palmen und wir sind überwältigt vom Tropen-Feeling. So haben wir uns das vorgestellt! Die Besitzerin des Grundstücks hat ebenfalls drei Hunde, die sich sofort mit Milo und Chewie anfreunden und auch wir haben die drei schnell ins Herz geschlossen. Unsere Klima-Anlage können wir nun gegen Aufpreis auch bedienen.

Nach einem kurzen Einkauf im nahegelegenen Supermarkt verstehen wir nun auch, weshalb das Fahren in der dominikanischen Republik nicht empfohlen wird. Die Strassenverhältnisse sind, neben all den knietiefen Schlaglöchern und den Tieren, die sich auch auf der Autobahn befinden, einfach nur katastrophal. Von Marokko sind wir uns ja einiges gewöhnt, jedoch war dort der grosse Vorteil, dass nur wenige Leute sich Motorfahrzeuge leisten konnten und daher die Strassen kaum befahren waren. Hier hingegen wimmelt es nur so von überladenen Töffli, Touristen-Bussen, Lastwagen, die ständig grosse Steinbrocken verlieren usw. Rechts überholen, hier die Regel. Nummernschilder Fehlanzeige. Manche Autos haben hinten einen Zettel dran, wo wohl eigentlich das Nummernschild sein sollte, diese fliegen uns jedoch meist nach wenigen Metern bereits an die Windschutzscheibe. Es gibt kein einziges Auto, das keine massiven Beulen und Kratzer hat. Naja, bis auf unseres natürlich, denn wir haben wohl das allerneuste Mietauto bekommen. Im Normalfall würden wir uns ja darüber freuen… Bis plötzlich ein Töffli in unsere Seite fährt. Zum Glück hat es weder den VIER Personen! Auf dem Töffli noch unserem Mietauto etwas gemacht und wir sind nun noch vorsichtiger. Auf diesen Strassen braucht man definitiv vier Augen und gute Reflexe. So haben wir uns das nicht vorgestellt…

Für heute haben wir genug vom Verkehr und wagen uns nur noch auf die Privatstrasse zu unserem «Haus-Strand». Hier spazieren wir (ohne Hunde) an riesigen All-Inclusive-Palästen vorbei und finden kaum ein schattiges Plätzli unter den Palmen, denn überall stehen Liegen, die zu irgendwelchen Monster-Hotels gehören, wo wir uns natürlich nicht hinlegen dürfen. Alles ist privatisiert, überall stehen Security-Männer, das Meer wird durch Bojen und Netze abgetrennt, damit auch ja klar ist, zu welchem Hotel-Komplex welcher Strandabschnitt gehört. Es gibt genau eine Bar, die öffentlich zugänglich ist. Hier schlürfen wir einen Pina Colada und versuchen erst einmal den All-Inclusive-Schock zu verdauen.

Authentisches Karibik-Feeling kommt bei uns trotz des kühlen Getränks nicht auf. Wir versuchen nun also doch noch einen echten Karibik-Strand zu finden und fahren der Ostküste entlang, immer auf der Suche nach einer Strasse ans Meer. Was wir dabei finden ist eine tote Tarantel, Strand-Buggies, die man nur mittels Pauschalreise buchen kann, und bewachte Barrieren mit Sicherheitsleuten.

Schlussendlich geben wir auf und verbringen den restlichen Tag, müde vom Jet Lag und enttäuscht vom verbauten und herzlosen Punta Cana, in unserem Privatpool, beobachten die Geckos und ruhen uns aus von der anstrengenden Reise.

Am nächsten Tag wollen wir wissen, ob es die einsamen Karibik-Strände mit herzigen Strandbars und freundlichen Einheimischen denn vielleicht doch noch gibt. Wir machen uns erneut auf Richtung Ostküste, diesmal mit einem Tipp von unserer Vermieterin, an den Macao-Strand. Hier finden wir genau das, was wir gesucht haben. Als wir ankommen ist es gerade einmal halb acht Uhr morgens und wir sind die einzigen Leute hier am Strand. Milo kann endlich wieder mal ganz frei und unbeschwert über den Sand sausen und auch wir haben endlich das Gefühl, angekommen zu sein!

In einer kleinen Strandbeiz schlürfen wir Kokosnüsse, sitzen unter Palmen und geniessen die tolle Atmosphäre! Bereits um halb zehn tauchen die ersten Massen-Touristen in ihren Strand-Buggies auf. Sie schiessen Selfies mit angeketteten Äffchen, wovon eines dann tatsächlich ausbüchst und schnurstracks auf unsere Hunde zu rennt. Leider war der «Besitzer» schneller und das arme Äffchen konnte seiner Gefangenschaft nicht entkommen. Uns tun sie einfach nur leid und wir wandern weiter der Küste entlang, kämpfen uns durch einen kleinen Dschungel und finden tatsächlich ein menschenverlassenes Strändli unterhalb der Klippen.

Ein paar Einheimische gesellen sich zu uns, fischen auf ihren selbst gebastelten Flossen im glasklaren Wasser, picknicken am Strand während wir zum ersten Mal unsere GoPro Kamera im Wasser testen können. Einfach ein Traum! Später finden wir ein herziges kleines Resti, wo Kevin einen leckeren frischen Fisch bekommt und für mich gibt es Bananen-Pommes mit Bohneneintopf. Mega fein! So haben wir uns das vorgestellt.

Auf der Rückfahrt zu unserer Unterkunft kommen wir an einer ausgebüchsten Kuhherde vorbei, die es sich auf der Autobahn gemütlich gemacht hat und wir sind heilfroh, wieder sicher angekommen zu sein. Den Abend verbringen wir in unserer Strandbar, die leider bereits um sieben Uhr schliesst. Wir bekommen gerade noch einen Pina Colada, den wir unter den Palmen schlürfen während wir das Abendrot über dem Meer verschwinden sehen. Auf dem Rückweg entdecken wir den grössten Frosch, den wir je gesehen haben, der ganz alleine auf dem Gehweg sitzt und sich weder von uns noch von unseren Handy-Kameras einschüchtern lässt.

Am nächsten Tag wollen wir versuchen, dem Haus-Strand entlang zu Spazieren und den Sonnenaufgang zu sehen. Weiter rechts, an der Küste entlang, meinen wir in der Ferne einen Strand entdeckt zu haben, der noch nicht verbaut ist. Dorthin wollen wir mit unseren Hunden. Um 5:30 geht es also mit Sack und Pack und Hunden los, immer den Baggern ausweichends, die hier jeden Morgen die Strände vom "Schmutz" des Meeres reinigen (bis auf die knapp 20 Meter öffentlichen Strand natürlich, dort wird das Seegras liegen gelassen).

Wir kommen ca. 500 Meter weit, bevor uns ein Security-Mann wegschickt. Hunde sind hier nicht erlaubt, obwohl wir nie irgendwo ein Schild gesehen haben. Enttäuscht kehren wir also zum Parkplatz zurück und noch enttäuschter stellen wir fest, dass unser Mietauto einen Platten hat! Das Ersatz-GoKart-Rädli ist schnell montiert und nach einem 3-Minütigen Telefonat mit der Vermietung (das uns 14.95.- gekostet hat!!) kehren wir zur Autovermietung zurück.

Statt den Pneu zu reparieren geben sie uns ein anderes Auto, zum Glück mit unzähligen Schäden, worüber wir wirklich froh sind, denn man weiss ja nie was kommt. Nachdem wir uns nun mit den Strassenverhältnissen bekannt gemacht haben schliessen wir noch eine etwas bessere Versicherung ab, die alle Eventualitäten abdeckt. Auf dem Rückweg versuchen wir erneut, einen öffentlich zugänglichen Strand zu finden. Als wir bei den Einheimischen nachfragen setzt sich ein junger Mann kurzerhand zu uns ins Auto und navigiert uns zu einem kleinen Hafen, wo Einheimische Billard spielen während die Frauen sich draussen die Haare waschen. Hier verabschiedet er sich von uns und es dauert keine 10 Sekunden bevor wir von Männern umzingelt sind, die uns versuchen eine Tour, einen Ausflug oder eine Parkgebühr aufzuschwatzen. Bloss weg hier. Nach weiteren drei Anläufen finden wir dann tatsächlich einen «Beach Club», der uns nach Aufnahme der Personalien und Nummernschild tatsächlich reinlässt. Am Strand steht ein Schild, das uns darauf aufmerksam macht, dass wir nun den Club verlassen und dieser keinerlei Verantwortung übernimmt, für das was ausserhalb der Tafel passiert. Hoppla, sollen wir das wirklich wagen? Wir spazieren im paradiesischen Palmenwald und geniessen einfach nur die einsame Umgebung. Ein junger Mann mit Machete fragt uns, ob wir Kokosnüsse wollen und als wir uns über den Preis einig sind, klettert er kurzerhand die Palme hinauf, schlägt uns zwei runter und öffnet sie für uns. So gefährlich scheint das hier gar nicht und wir entscheiden uns, am nächsten Tag nochmals hierherzukommen, mit den Hunden, die hier hoffentlich endlich mal wieder richtig rennen können.

Tatsächlich klappt es am nächsten Tag, die Hunde haben wir in der Tasche an den Strand geschmuggelt. Zwei Kinder bringen mir ein paar Früchte und finden mich sehr interessant. Sie erklären mir auf Spanisch, wann man diese am besten pflücken kann und ich bedanke mich in schlechtem Spanisch bei ihnen und kann sie auf noch schlechterem Spanisch fragen, wie sie heissen. Dijana und Aysha, soweit ich verstanden habe. Der Mann von gestern erklettert uns nochmals zwei Kokosnüsse und wir verbringen einen wunderbaren Tag am ach so gefährlichen Strand. Es gibt sie also doch, die wunderschönen Palmenstrände, wo man einfach die Seele baumeln lassen kann ohne All-Inclusive-Zwang!


Commentaires


© 2019 by Destination: UNGEWISS. Proudly created with Wix.com

  • Instagram Black Round
bottom of page