Tag 13 & 14 – Essaouira: Die bunte Stadt
- Nadine
- 20. Feb. 2019
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug. 2019
Wir müssen uns mit der Abfahrt beeilen, da es bereits zu nieseln beginnt und wir nicht sicher sind, ob unser Hektor die Sand- & Schotterpiste auch bei Nässe meistern kann. Wir schaffen es knapp und auch das schlechte Wetter kann unsere Stimmung nicht trüben!

Übrigens hier noch eine Schildkröte nach dem Kaktus-Frucht-Festessen und die beste Art auf unserem Klapp-Velo zu zweit zu fahren😊. Der entgegenkommende Schafhirt fand es ziemlich verwirrend, hat uns aber trotzdem sogleich die Hand gegeben und munter auf Arabisch mit uns geplappert, wenn wir auch kein Wort ausser «Cigarettes» verstanden, die wir nicht haben.


In Essaouira (übersetzt: "Die Eingeschlossene", da die Altstadt von einer Mauer umgeben ist) geht’s erstmal zum Einkaufen in den Carrefour, wo es auch Bier in einem versteckten Teil des Ladens gibt. Nach dem Bier-Einkauf werde ich durch den Hinterausgang rausgeschickt, als ob ich etwas Verbotenes tun würde. Eine interessante Erfahrung, die mir in Erinnerung bleiben wird.
Weiter geht’s in die Altstadt von Essaouira, die Hunde lassen wir diesmal im bewachten Parkplatz im Bus, was sich als die richtige Entscheidung herausstellt. Essaouria ist für uns bisher die absolut schönste und interessanteste Stadt, die wir jemals besucht haben (Darum auch die vielen Bilder)! Ein farbenfroheres Städtchen haben wir bisher noch nie gesehen, alle Leute sind freundlich und keiner belästigt uns. Türen, Kutschen, Taxis, Boote, alles ist blau angemalt. In Ruhe dürfen wir all die schönen Stände mit Keramik-Waren, Teppichen, Gewürzen und Arganöl studieren, ohne jemals bedrängt zu werden, etwas zu kaufen. Überall stehen Tajine-Töpfe auf Holzkohlen und es riecht fein nach Essen. Das regnerische Wetter vermag der Schönheit von Essaouira kaum etwas anzuhaben und die Katzen dürfen sich während dem Regen auch mal in die Läden hineinsetzen. Alle Katzen, die wir sehen sind dick und gesund und verschmust. Den meisten fehlt der oberste Teil des rechten Ohrs, ein Zeichen dafür, dass die Katzen kastriert sind. Wir beobachten auch, wie sie mit Essensresten (Hühnerköpfe und Fisch) gefüttert werden. Die Leute hier scheinen ein gutes Verhältnis zu den Tieren zu haben, nur einmal beobachten wir, wie ein grosser Hund aus einem Laden gescheucht wird… Übrigens sind wir hier die einzigen, die mit Regenjacke und wasserdichten Schuhen ausgestattet sind, alle anderen scheinen vom Regen überrascht worden zu sein und der Schirm-Verkäufer hat heute wohl das Geschäft seines Lebens gemacht😊
Kleines Rätsel: wer findet die Kisten, die mit "Gunpowder" beschriftet sind...? Wir gönnen uns in einem kleinen Lokal marokkanischen Tee und teilen eine Gemüse-Tajine. Später dürfen wir ein paar Schreinern bei ihrem filigranen Handwerk zuschauen.
In dieser Stadt könnte man sich stundenlang verlieren und an jeder Ecke gibt es etwas Neues, Erstaunliches, Kurioses oder Schönes zu entdecken, das man noch nie gesehen hat! Wir beobachten eine Möwe, die vom Fischmarkt vertrieben werden,
Wir wollen noch einen Tag bleiben und suchen den nächstgelegenen Campingplatz. Diesen kann man nur mit einem Wort beschreiben: "Igitt". Überall Müll, die Sanitäranlagen einfach in erbärmlichem Zustand aber der Platz ist rappelvoll (es ist der einzige Platz in Essaouira) und wir haben grad noch Glück einen Platz zu finden! Da es sowieso die meiste Zeit regnet bleiben wir trotzdem hier und verkriechen uns im Bus bis das Wetter wieder schöner wird. Als wir die hinteren Türen unseres Hektors kurz öffnen, dauert es keine zwei Sekunden, schon springt eine Katze hinein, die vor dem Regen Unterschlupf sucht.
Später am Nachmittag gibt es für die Hunde einen Strandspaziergang, wo Milo zum ersten Mal Dromedare sieht. Auf seiner Entdeckungstour findet er ausserdem auch eine tote Möwe und es folgt, was wir fot an nur noch als «Milemma» bezeichnen werden, die Entscheidung zwischen "sich drin Wälzen" oder Markieren (Auflösung: Er entscheidet sich für beides, in dieser Reihenfolge…).
Ein deutsches Rentnerpärchen gibt uns ein paar Tipps für das Inland und schenkt uns auch einen Flyer für eine super Werkstatt in Agadir. Sie sind schon das zweite Jahr für 3 Monate in Marokko und immer wieder fällt ihnen etwas ein, was sie uns unbedingt noch sagen müssen und sie klopfen immer wieder an unseren Bus. Auch sie sind erstaunt, dass wir keinen Reiseführer haben «nicht mal den von Edith?» Das hören wir nun schon das zweite Mal und wir dürfen kurz hineinschauen, jedoch ist es nur ein Campingplatz-Verzeichnis und wir finden es nicht besonders interessant, auch wenn alle um uns dieses Buch als Reise-Bibel mitzuführen scheinen…
Den nächsten Tag verbringen wir mit gefühlt 1000x den Bus «usebäsälä» und der Dreck scheint einfach nicht weniger zu werden… Den Z'morgä im Bett lassen wir uns aber nicht verderben und der Regen soll ja zum Glück bald vorbei sein…
Als der Regen aufhört machen wir uns erneut auf, die Stadt zu erkunden. Wir wissen nun übrigens, warum der Campingplatz so dermassen wüst ist... Er soll morgen abgerissen werden, was uns der Besitzer erst am späten Nachmittag mitteilt. Alle müssen den Platz bis morgen früh geräumt haben, also auch wir. Uns zieht es sowieso weiter in den Süden, nach Taroudante. Den Abend verbringen wir mit einem weiteren Spaziergang am nahe gelegenen Strand, schauen den Dromedaren zu, lassen die Sonne unter- und den Vollmond aufgehen. Gute Nacht!
Am späteren Abend klopft auf einmal jemand an unserer Bustüre. 3x dürft ihr raten... Richtig, es sind die Glarner. Wir finden alle, es sei Zeit sich nun mal mit Namen vorzustellen und wir verbringen einen lustigen, sehr langen Abend bei ihnen im riesen-WOMO (was die Verzögerung dieses Blog-Beitrags miterklärt). Heute morgen müssen wir uns beeilen, wir haben ein bisschen Angst, dass bald die Bulldozer auftauchen könnten:)
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