Tag 3 – Irrfahrt durch die italienischen Berge
- Nadine
- 12. Feb. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug. 2019
Die Batterie hat leider die kalte Nacht nicht überlebt und wir wachen ohne Strom auf. So gegen fünf Uhr morgens bemerke ich, dass meine tolle, bereits zweimalig besuchte Pinkelstelle in unmittelbarer Busnähe, verborgen vor dem Licht der Laterene und vor allffälligen neugierigen Blicken doch nicht so ganz unbeobachtet ist. Verschlafen schaue ich aus dem Fenster durch das mich ganz unverhofft die rot blinkende Überwachungskamera des Entsorgungs-Stelle-Parkplatzes (im Bild gut ersichtlich) anstarrt. Liebe Müllmänner von Corniglia, bitte entschuldigt vielmals. Nach stundenlanger Irrfahrt durch die engen und sehr steilen Gässchen von Cinque Terre, die des Titels «Strassen» kaum würdig sind, haben wir endlich wieder die Autostrada Richtung Genua gefunden. Der Motor hat es knapp überlebt, die Bremsen werden es uns später danken. Wir haben genug von der Eiseskälte und der Stromlosigkeit, geschweige denn der fehlenden Toilette und entschliessen uns diese Nacht auf einem Campingplatz mit Strom zu verbringen, in der Nähe von Genua damit wir auch ja nicht die Fähre nach Tanger am Samstag verpassen. Bei den Strassen, die wir bisher angetroffen hatten, ist das bestimmt auch keine schlechte Entscheidung gewesen. In Sestri Levante werden wir nach knapp 2 ½ Stunden (liebes Navi, deine 35-Minuten-Angabe kannst du dir…) schliesslich fündig, ein kleiner Campingplatz mit Strom, endlich können wir unsere Batterien laden (oder etwa doch nicht? Fortsetzung folgt…) und müssen nicht frieren, Juhui!


Nach einer wunderschönen Wanderung mit Traum-Wetter und tollem Ausblick über die italienische Riviera gönnen wir uns in einem Strandcafé einen italienischen Cappuccino und das erste W-Lan seit der Schweiz (Das «Giotto» hat übrigens wieder gefehlt). Schliesslich installieren wir uns auf dem Campingplatz, wo wir uns gerne bis zum Sonnenuntergang ausruhen und den restlichen Nachmittag geniessen wollen, während die Batterien sich mit Strom vollsaugen… Hatten wir zumindest gehofft. Unser Stecker passt leider nicht ganz, da er zwei gleiche Endungen hat. Der Camping-Platz-Besitzer (ein wahnsinnig netter, liebenswürdiger, hilfsbereiter, zuvorkommender alter Mann) will uns zur Hilfe eilen, wir winken jedoch ab, damit er das Folgende nicht mitbekommt. Nach ewiglanger, vergeblicher Suche nach einem passenden Stecker irgendwo im Bus entscheiden wir schliesslich, dass uns die Suche nach einem Campingladen für den passenden Stecker uf Dütsch gseit agurkt und wir schneiden deshalb kurzerhand ein Verlängerungskabel ab, schrauben, isolieren (alles schön versteckt und wenn’s die Stromanalage lüpft waren das bestimmt nicht wir, sondern einer der anderen NULL Camper, die sich gleichzeitig mit uns auf dem kleinen Platz befinden) und fragen uns dabei, ob uns der nette Campingplatz-Besitzer wohl vom Platz schmeisst, wenn er unser «Gebastel» sieht. Schliesslich läuft das Heizöfeli und das Ladegerät. Jippi, endlich Entspannen, das erste Mal Kochen und «eifach mal sii». In der Zwischenzeit hat sich noch ein Wohnmobil auf den Campingplatz verirrt, falls es jetzt die Stromanlage «butzt» warens also wirklich nicht wir.

(Milo hat etwas Heidelbeerjoghurt am Kopf)




Plötzlich fällt uns auf, dass wir wohl für den Sonnenuntergang, den wir uuuunbedingt sehen wollten etwas spät dran sind, vor allem da wir die Sonne schon gar nicht mehr sehen können. Wir beeilen uns, um rechtzeitig am 25-Minuten-per-Fussweg entfernten Strand zu sein. Halb gehend halb rennend und völlig ausser Puste schaffen wir es gerade noch rechtzeitig und werden mit einem der schönsten Sonnenuntergänge, die wir beide je erlebt haben für unsere Anstrengung belohnt. Dabei diskutieren wir, was unsere bisherige Reiseart eigentlich mit «slow travel» zu tun hat und was dieser Begriff überhaupt heissen soll und ob wir das je schaffen werden, freuen uns aber zugleich über die bereits erlebten Eindrücke. Wahrscheinlich sind wir noch ein wenig zu sehr im Arbeitsmodus um einfach mal runterfahren zu können.


Wir gönnen uns einen Schlummertrunk im selben Café wo wir bereits am Nachmittag waren und fragen uns ca. 15 Minuten lang, ob wir wohl für die nicht-bestellten Snacks und die ungefragt aufgetischte Antipasti-Platte trotzdem bezahlen müssen, auch wenn wir sie nicht essen. Wir essen sie schliesslich. Und bezahlen sie auch. Die erste Nacht in der unsere Hunde nicht schlottern und wir ohne Schweizer Militärwolldecke überleben. Kurz vor halb 10 findet sich noch ein zweites Wohnmobil auf dem Campingplatz ein und wir philosophieren ein bisschen darüber, warum WOMO-Besitzer denn immer solche Herdentiere sind, da es sich von 40 Stellplätzen direkt neben das andere WOMO gestellt hat und sind gleichzeitig froh darüber, dass es sich nicht direkt neben uns gestellt hat.



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