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Tatacoa - Regen in der Wüste

  • Nadine
  • 22. Nov. 2019
  • 6 Min. Lesezeit

Der Tag bricht an und noch im Bett können wir die ersten Wachspalmen aus dem Fenster schauend ausmachen. Die Wachspalme ist die höchste Palmenart der Welt und wächst bis zu 60 Meter in die Höhe. Ausserdem ist sie der Nationalbaum Kolumbiens. Der beste (uns bekannte) Ort um diesen Baum zu besichtigen ist im Valle de Cocora, wo wir heute eine Wanderung machen möchten. Nach einem kurzen Zmorgen im Restaurant, welches zum Campingplatz gehört, machen wir uns zu viert auf den Weg um das Tal zu erkunden. Schon bei der gestrigen Hinfahrt sind uns Schilder, welche das mitführen von Haustieren verbieten aufgefallen. Ob wir heute ähnliche Probleme haben werden wie beim Vulkan? Probieren muss man es zumindest!

Auf den ersten Metern kommen wir an vielen Pferdeställen vorbei. Offenbar kann man diese Attraktion auch auf dem Pferd begutachten. Wir entscheiden uns aber, vor allem Milo zuliebe einen grossen Bogen um diese Tiere zu machen. Ein wenig weiter oben kommen wir an so etwas wie einem Eingang vorbei, gehen aber aus Angst unsere Hunde nicht mitnehmen zu können nicht hindurch, sondern wandern einen eher längeren Weg um den Eingang, um in das Tal der Palmen zu gelangen. Der immer schmaler werdende Weg führt erst über einen Bach und dann weiter in den Dschungel, wo wir bei einer Pause doch tatsächlich zwei Tukane sichten!

Der Weg an sich ist sehr gut, jedoch kommen wir nur langsam voran, so steil ist das Gelände. Vorbei an anderen Vögeln und Pferden gelangen wir schliesslich wieder auf einen normalen Weg, welcher zu einem Kafihüüsli führt. Dort angelangt könnten wir leider nur Wasser bestellen (was wir ja eh dabeihaben), stattdessen machen wir auf einem Bänkli Pause und schauen dem Treiben der Kolibris zu.

Die hohen Wachspalmen haben wir bis jetzt nur aus der Ferne gesehen, dies sollte sich jedoch bald ändern. Auf dem Rückweg kommen wir am oberen Eingang des Tales an und werden von den Wärtern herzlich begrüsst. Natürlich wollen sie alles über unsere Hunde wissen und lassen uns ohne Probleme eintreten. Puh wir haben es geschafft!! Auf dem weiteren Weg kommen wir an verschiedenen Aussichtspunkten vorbei, wo wir die Wachspalmen auch aus nächster Nähe sehen und wir sind einfach nur baff, wie sich die dünnen Stängel der Palmen gegen Wind und Wetter behaupten können. Gegen drei Uhr nachmittags kommen wir gmögig erschöpft wieder beim Bus an. Die Hunde sind uns nicht böse, wenn wir sie bei dem bewölkten Wetter im Bus lassen, während wir uns ein Bier und einen frühen Znacht beim Restaurant gönnen! Nadine kommt mit ihrem Teller Tagliatelle voll auf ihre Vegi-Kosten, während ich mir eine feine mit Knoblauch überbackene Forelle bestelle. Das haben wir uns mal verdient!

Wieder auf den Beinen verbringen wir den nächsten Morgen im nahegelegenen Dörfli mit Zmörgelen, Einkaufen und Handyguthaben aufladen und fahren weiter in den Süden. Heute und morgen haben wir regelrechte Fahrtage, die Attraktionen halten sich hier in Grenzen. Wir übernachten ganz einfach auf einem Parkplatz eines Hotels, wo wir am nächsten Morgen auch wieder früh aufbrechen. Unser heutiges Ziel ist die Tatacoa Wüste, wo wir die nächsten Tage verbringen möchten. Auf dem Weg dahin möchten wir noch Geld abheben, was leider zweimal scheitert und wir ohne Frischgeld weiterfahren müssen.

Unsere beiden Karten-Apps sind sich mit dem Weg nicht einig, wobei die eine Karte eine Abkürzung über einen Fluss zu kennen scheint… Wir sind skeptisch, fragen jedoch am Scheitelpunkt des Weges einen Einheimischen, ob eine Überquerung des Flusses tatsächlich möglich wäre, was dieser absolut bestätigt! Kein Problem, einfach dem Erdweg folgen, dann ist man schon richtig. Als wir schliesslich zum Fluss gelangen sehen wir, dass es sich hier nach einer Überquerung mit einer Autofähre handelt, was auch das schöne Schild beschreibt, der Schwimmkörper aber eher einem einfachen Floss ähnelt. Nach mehrfachem Nachfragen ob das Floss unseren Hektor wirklich trägt, krömelen wir die 30´000 Pesos gerade so knapp mit unserem vielen bereits angesammelten Münzen zusammen (jetzt haben wir wirklich kein Bargeld mehr) und wagen die Fahrt auf das Schiffli. Mit ein bisschen Anlauf kann ich unseren Bus auf die Plattform fahren und beim beladen eines weiteren Kleinwagens (ja das Floss mag wirklich noch mehr tragen) erklärt uns der Fährmann, dass dies die zweite Fähre hier sei, denn die Erste ging (ez ohne Witz) samt Beladung unter. Ein Metallgerüst weiter Flussaufwärts zeigt die Überreste des Schiffes oder der Beladung (was genau spielt ja auch keine Rolle mehr). Mit bangem Gefühl steuert uns der Mann gekonnt zum anderen Ufer und wir können Hektor nach einigen Versuchen wieder sicher an Land bringen! Das Abenteuer Wüste scheint wohl schon jetzt zu beginnen!

Nachdem wir noch einen Einheimischen ein paar Kilometer zum nächsten Dörfli bringen, fahren wir weiter Richtung Wüste, wo wir nach etwa einer Stunde unser Schlafplätzli super abgelegen mitten in der trockenen Tatacoa-Wüste finden! Endlich wiedermal ein Plätzchen mitten in der Natur wo wir uns an die einsamen Plätzli in Marokko zurückfühlen und super entspannen können. Die Bilder sprechen für sich!

Der nächste Morgen fängt ziemlich nass an, die halbe Nacht hat es bis zu den frühen Morgenstunden durchgeregnet. Regen in der Wüste? Das haben wir uns irgendwie anders vorgestellt!!! Trotz des matschigen Untergrunds kommen wir relativ gut wieder auf die Schotterpiste, wobei sich unsere Räder immer tiefer im Boden eingraben und wir eine Richtige Spur hinterlassen. Als wir über kleinere Hügeli fahren und anschliessend nicht nur in Fahrtrichtung, sondern auch seitlich ins Rutschen geraten, wird uns die Situation zu heiss und halten sicherheitshalber an und warten bis der feuchte Lehmboden ein wenig trockener wird. Einheimische, welche entweder auf dem Pferd oder mit geländegängigen Motorrädern vorbeifahren bestätigen unsere Hoffnung auf besseres Wetter gegen den Mittag und Nachmittag, Regen in der Nacht sei sogar ziemlich normal in dieser Jahreszeit! In den folgenden drei Stunden essen wir gemütlich Frühstück und vertreiben uns die Zeit mit Lesen, während die Sonne unseren Weg ebnet.

Und wirklich, nach besagter Wartezeit können wir ohne weitere Rutschpartien unseren Weg weiterfahren. Wir halten zufällig an einem Schild, welches eine interessante Wanderung versprich und machen diese auch! Wir kommen an vielen kleineren Schluchten, Höhlen und versteinerten Hölzern vorbei und Milo hat sichtlich Freude am Wandern. Gegen Ende der zweistündigen Wanderung müssen wir Chewie tragen, ihm ist das Klima hier wohl ein wenig zu warm!

Nach der Spontanwanderung suchen und finden wir wieder ein mehr oder weniger einsames Plätzchen (ab und zu fahren Jeeps und Motorräder vorbei, was uns aber nicht gross stört) und kochen uns feine Kürbisplätzli, spielen ein DOG und geniessen die spektakuläre Natur!

Am nächsten Morgen wagen wir die Fahrt in Städtli um einerseits Bargeld abzuheben und unseren Bus zu tanken (seit zwei Tagen leuchtet nun die Tankanzeige und wir wissen echt nicht wie weit wir es noch schaffen!!). Der Schotterweg scheint hier befahrener zu sein und wir kommen ohne Zwischenstopps zu dem ersehnten Bankomaten, sowie der Tankstelle! Alles klappt super! Wir haben noch nicht genug von der Wüste und möchten sicher nochmals eine Nacht hier verbringen. Auf dem Weg zum nächsten Schlafplatzli klappern wir alle Turistenplätzli ab, machen viele Fotos und wandern noch ein bisschen zwischen den typischen, vom Regen verwaschenen Lehmhügeln. Da die Sonne gerade so richtig herunterbrennt benötigen wir dringend eine Abkühlung und suchen uns ein Resti mit einem Pool aus. Die Abkühlung tut gut, auch wenn wir ein bisschen mehr bezahlen müssen. Auf dem Weg zum Restaurant haben wir bereits nach einer Übernachtungsmöglichkeit gesucht und ein schönes Plätzchen mit grandioser Aussicht gefunden! Hier bleiben wir über die Nacht!

Auch hier meint es der Petrus nicht gut mit uns und wir wachen bei Regen auf. Der Boden scheint auf den ersten Blick aber nicht extrem schlammig zu sein, was uns aber 20 Meter nach unserer Abfahrt schwer zum Verhängnis wird und wir übel im Schlamm steckenbleiben!!! Während ich Äste und Gestrüpp suche, die ich dann zwischen Räder und Untergrund stecke um den Rädern einen Hauch von Traktion zuzuflüstern, versucht es Nadine (schön sauber und trocken im Bus) immer wieder Hektor einige Zentimeter nach vorne zu bringen. Nach gut einer Stunde Schlammbuddeln sind wir schliesslich aus dem gröbsten Dreck draussen, entscheiden uns dann aber trotzdem noch bis zum Mittag zu warten, um nicht nochmals steckenzubleiben. Die Wüste will uns irgendwie nicht gehen lassen und auch die Geier vor uns scheinen ihre Stunde der Gunst zu spüren=)!

Schlussendlich schaffen wir es mit durchdrehenden Reifen, einigen (auch seitlichen) Schlitterpartien wieder auf die bessere «Hauptstrasse» und können unseren Weg Richtung Ecuador Grenze fortsetzen. Die Tatacoa Wüste werden wir so schnell nicht vergessen!

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