Wiedermal auf hoher See
- Nadine
- 6. Juni 2019
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Aug. 2019
Der Tag beginnt friedlich um 07:30 mit einem einsamen Strandausfug für die Hunde, damit sie auch ja schön müde sind, wenn wir unsere 13-stündige Fähr-Fahrt nach Sardinien antreten. Um diese Zeit haben wir den Strand noch ganz für uns alleine, wir haben das Gefühl die Spanier beginnen den Tag sowieso nicht vor 09:30. Wir verlassen den Parkplatz am Strand, wo sich über 50, hauptsächlich spanische WOMO’s tummeln und finden ca. 3 Kilometer weiter einen Stellpatz, wo wir für 5 Euro duschen, unseren Abwasser- und Klo-Tank entleeren und Wasser auffüllen, damit Hektor wieder in einwandfreiem Zustand seine Reise nach Sardinien antreten kann. Der Chef ist ebenfalls noch nicht wach und so erklärt uns ein anderer spanischer Camper wo sich was befindet, dafür werden wir von der herzigen Hündin des Chefs begrüsst, die sich sofort mit Milo und Chewie anfreundet.
Nachdem Hektor also wieder reise-tüchtig ist, entscheiden wir uns ganz in der Nähe für einen kurzen Zwischenstopp bei einem Tierarzt (natürlich mit Meerblick), der netterweise unsere Hunde einmal komplett durchcheckt. Es ist alles in Ordnung und unser Futtervorrat ist nun soweit aufgestockt, dass die zwei zumindest in den nächsten paar Wochen nicht verhungern werden😊.
Nachdem wir uns wie fast jeden Morgen ein spanisches Frühstück in einem Strandcafé gegönnt haben («Hueves rotos» und «Tortila con Cebolla y sin jamon» sind das Einzige was wir auf Spanisch bestellen können. Nein Spass, wir können uns mittlerweile gar nicht mal so schlecht verständigen, zumindest im Restaurant brauchen wir nicht mehr auf Englisch auszuweichen) geht es weiter Richtung Barcelona, mit kurzem Ziwschenhalt an einem weiteren wunderschönen Strand, erneutes Spazieren, damit die Wuffels auch ja nicht auf dumme Ideen kommen wenn wir auf der Fähre sind, Abfall entsorgen, ein bisschen aufräumen, Füsse im Meer bädälä und weiter geht’s.

Die Anfahrt zum Hafen ist komplett unkompliziert und wir finden auf Anhieb die richtige Fährfirma (ohne Navi) und den Check-in, worüber wir ziemlich froh sind, denn aus irgendeinem Grund hat sich die Stromversorgung für Radio, Lüftung und Zigaretten-Anzünder, den wir zum Aufladen von unseren Handys bräuchten verabschiedet (Fortsetzung folgt…) Wir sind natürlich viel zu früh, punkt 15:00 sind wir am Hafen, 22:00 geht unsere Fähre, uns ist das aber noch so recht, so können wir Hektor noch mit einem kleinen Frühjahrsputz verwöhnen.
Nach dem Check-in unterhalten wir uns ein Weilchen mit einem französischen Camper, auch mit Hund. So gegen 22:00 fragen wir uns, ob sie uns wohl vergessen haben? Wir schaffen es aber doch noch an Board, wo die Orientierung nicht ganz so einfach ist wie die Hafenanfahrt. Wir sehen bereits wie sie die Seile vom Hafen losmachen und die Klappe hinaufziehen als wir endlich die richtige Türe zur Rezeption finden. Diese ist total menschenüberlaufen und da wir sowieso keine Kabine gebucht haben (wir Spar-Füchse:p) lassen wir es ganz sein und versuchen eine ruhige Ecke zu finden. Die Fähr-Fahrt gleicht in keinster Weise unserer Überfahrt nach Marokko, überall gibt es junge Leute, hauptsächlich junge (Instagram?-)Frauen, es ist überall laut und wir fühlen uns mehr wie auf einem Party-Boot als auf einer Autofähre. Dabei hoffen wir inständig, dass die Menschenmasse und die -Zusammensetzung auf dem Schiff nicht die Verhältnisse auf der Insel widerspiegelt. Einen ruhigen Ort zu finden auf diesem Schiff, gar nicht mal so leicht. Schliesslich entdecken wir einen komplett leeren Ruheraum in welchem Stühle zwar fix installiert sind, jedoch das Licht dimmbar ist. Wir überlegen nicht lange und quartieren uns hier ein. Milo ist dankbar, dass er sich nun endlich in unseren Schlafsack kuscheln darf. Ein paar Mal werden wir noch von verirrten Party-People aus dem Schlaf gerissen, die sich in den Schafsaal verirrt haben. So gegen 2:00 morgens kommen dann auch noch 2 Crew-Mitglieder vorbei, lassen uns aber weiterschlafen. Glücklicherweise entdecke ich irgendwann, dass die beiden Eingangstüren von innen her verschliessbar sind und ab da verläuft, bis auf das laute Tür-Geknalle einen Gang weiter, die Nacht relativ friedlich.

Gegen 08:00 nehmen wir etwas, was in der Beschreibung als «Business-Brunch» beschrieben wird, zu uns. Wie der sogenannte «Kaffee» schmeckt wollen wir hier nicht so genau erläutern. Anschliessend warten wir auf Deck bis wir endlich gegen 10:45 im Hafen ankommen und erleichtert unseren geliebten Hektor wieder beziehen können. Zuhause ist es doch immer noch am Schönsten!:)
Kaum sind wir vom Hafengelände runter werden wir bereits mit «Grüäzi» und «Hallo» angesprochen, überall stossen wir auf deutsche und schweizer Autokennzeichen und erstmals merken wir, dass uns doch ein bisschen unsere Muttersprache und ein Pläuschli hier und da fehlt. Hier auf Sardinien fühlen wir uns auf Anhieb wohl, die Atmosphäre ist entspannt, die Leute überaus freundlich, die Landschaft soweit wir sehen schön und die kleinen Dörfchen sind hübsch und übersichtlich. Nachdem wir uns mit Lebensmitteln eingedeckt und Hektor mit Benzin versorgt haben machen wir uns auf den Weg nach Casteldoria, wo wir es nochmals mit heissen Quellen versuchen wollen! Und tatsächlich, schon bei der Ankunft sehen wir den aufsteigenden Dampf aus dem kleinen Flüssli, perfekt, denn das Wetter ist noch recht wechselhaft und die Sonne zeigt sich nur zwischendurch. Wir unternehmen eine hübsche Wanderung zum alten Bürgli, verbringen eine ruhige Nacht und nachdem wir gemeinsam mit zwei anderen Schweizern ein etwas umständliches Bad (das Vermischen von heissem und kaltem Wasser im Fluss entpuppt sich als kleine Herausforderung) im Fluss genommen haben machen wir uns wieder auf Richtung Küste.
Das Einzige, was unsere Stimmung derzeit etwas trübt, ist das elektronische Problem von Hektor. Aus unerfindlichen Gründen funktionieren noch immer weder Radio noch Lüftung, Zigarettenanzünder oder die Ladung unserer Solarbatterie. Drei kaputte Sicherungen später haben wir das Problem gefunden, es scheint etwas mit dem Rückwärtsgang zu tun zu haben. Ein paar Kabel und Sicherungen später ist das Problem behoben.

Unser erster Eindruck von Sardinien, top! Wir können kaum erwarten, diese Trauminsel zu erkunden! Wenn wir einen Kritikpunkt an dieser schönen Insel hätten dann wären das die teilweise prekären Strassenverhältnisse, schlimmer als wir es in Marokko jemals erlebt haben. Aber wir haben vollstes Vertrauen in unseren Hektor, dass er auch diese Herausforderung meistern wird!
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